Wenn das Reich der Mittel ruft
Jonatan Soriano (31) ragte einige Jahre lang auf Österreichs Fußballplätzen heraus. Jetzt zieht es den Spanier nach China, wo er noch besser verdienen wird. Wahrscheinlich wird Salzburg dennoch Meister.
Peking/Salzburg – Auch eine eher seltene Ortsangabe. Für „Peking/Salzburg“zeichnet Jonatan Soriano verantwortlich, der nämlich am Samstag nicht dem Salzburger 1:0-Heimsieg über Mattersburg beiwohnte, sondern zwecks Vertragsverhandlungen beim chinesischen Klub Beijing Guoan weilte. Sorianos Wechsel soll unmittelbar bevorstehen, Salzburg rechnet fix damit, nicht mehr mit dem Kapitän rechnen zu können.
Salzburgs Trainer Oscar García hat sich schon damit abgefunden, dass er seinen Top-Stürmer verliert. „Wir werden ihn sehr vermissen, er ist ein fantastischer Spieler“, sagt der Katalane über seinen Landsmann. Salzburg winkt eine Ablöse in zweistelliger Millionenhöhe (zehn) – und Soriano ein Vertrag, der wohl noch um einiges lukrativer als jener in Salzburg ist, wo Insider davon ausgehen, dass Soriano zuletzt gut drei Millionen Euro jährlich verdiente.
Klarerweise wäre es Oscar lieber gewesen, wenn der 31-Jährige, dem Goalie Alexander Walke als Kapitän folgen soll, den „Bullen“die Treue gehalten hätte. „Aber es liegt nicht an mir, solche Entscheidungen zu verstehen“, sagt der Coach. Soriano holte mit Salzburg je vier Meistertitel und Cup-Trophäen, erzielte 120 Tore in 144 Liga-Partien. Sein Abgang würde beim Titelverteidiger eine Zeitenwende markieren, weil er auch Auswirkungen auf die Spielanlage haben könnte. Ohne Soriano und möglicherweise auch Fredrik Gulbrandsen, der mit einem Transfer zu den New York Red Bulls liebäugelt, dürfte das 4-4-2 bald der Vergangenheit angehören. Oscar: „Wir werden einiges überdenken. Gut möglich, dass wir das System ändern.“
Der vor knapp zwei Wochen vollzogene leihweise Abgang von Mittelstürmer Munas Dabbur zu Grasshoppers Zürich bis Saison- ende schmerzt nun umso mehr. „Ich wollte, dass er bleibt, aber er wollte mehr Einsatzzeiten. Jetzt können wir es nicht mehr ändern“, sagt Oscar. Dennoch bleiben dem Salzburg-Betreuer noch einige hochkarätige Offensivkräfte wie Takumi Minamino, Hwang Hee-chan und auch Dimitri Oberlin. Der im Winter aus Altach zurückgeholte Schweizer erzielte das Tor gegen Mattersburg. „Wir kennen seine Qualitäten, er muss aber als Spieler noch wachsen“, sagt Oscar.
Der 43-jährige Coach würde in seiner erst rund einjährigen Amtszeit mit Soriano den nächsten Spitzenspieler nach Martin Hinteregger, Naby Keita und Dayot Upamecano verlieren. „Für mich ist es eine Erfahrung, die mich zu einem noch besseren Trainer macht. Wenn wir den Titel gewinnen, ist das dann noch eine größere Leistung.“Und wer wollte daran zweifeln, dass die Geschichte über die Meisterfeier Ende Mai mit der Ortsangabe „Salzburg“beginnt? (APA, fri)