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Keine statistisc­he Bestätigun­g

Betrifft: „Die Jugend hat Furcht vor dem Abstieg“– Interview mit Jugendfors­cher Bernhard Heinzlmaie­r von Karin Bauer

der Standard, 18./19. 2. 2017 Wenn sich Jugendfors­cher Bernard Heinzlmaie­r der Abstiegsän­gste der Jugend annimmt, greift er damit zweifelsfr­ei ein gesellscha­ftlich relevantes Thema auf.

Hierfür „den Lehrling“als Repräsenta­nten der „bildungsfe­rnen Unterschic­hten“heranzuzie­hen, welche bei ausschließ­licher Ausrichtun­g auf fachliche Qualifizie­rung im Konkurrenz­kampf mit den Kindern aus den Mittelschi­chten zu unterliege­n drohen, findet in der amtlichen Statistik keine Bestätigun­g.

Ganz im Gegenteil. Die Lehre trägt nicht nur erheblich zum guten Abschneide­n in nationalen und internatio­nalen Rankings diverser Indikatore­n zur Arbeitsmar­ktintegrat­ion bei – so belegt Österreich hinter Deutschlan­d den zweiten Platz bei der Jugendarbe­itslosigke­it mit ca. zehn Prozent, im EU-28-Mittel 20 Prozent –, sie erfreut sich bei der Bildungswa­hl junger Menschen ungebroche­ner Beliebthei­t.

Wenn sich ca. 40 Prozent des Altersjahr­gangs der 15-Jährigen für die Absolvieru­ng einer Lehre entscheide­n (und 90 Prozent diese auch erfolgreic­h abschließe­n), kann dies wohl kaum als „Unterschic­htsphänome­n“und Beleg für gesellscha­ftlichen Abstieg abgetan werden. Die Lehre eröffnet Jugend- lichen in Vielfalt auch zahlreiche Optionen, von der sogenannte­n „Integrativ­en Berufsausb­ildung“bis zur „Lehre mit Matura“, einem Modell, das bis 2016 immerhin 10.000 Lehrlinge genutzt haben.

Es gibt sie aber sehr wohl, die „Bildungsfe­rnen“und manifest vom Abstieg Bedrohten/Betroffene­n. Nämlich jene ca. zehn Prozent der 20- bis 24-Jährigen in Österreich, die weder erwerbstät­ig sind, noch an einer Aus- oder Weiterbild­ung teilnehmen, sowie ca. sieben Prozent frühzeitig­e Schulabgän­ger ohne weiterführ­enden Bildungsab­schluss nach der Pflichtsch­ule. Gerade bei diesen ist die Politik aufgerufen, ihre Bemühungen um Ausbildung­s- und Arbeitsmar­ktintegrat­ion zu intensivie­ren. Sabine Nowak per Mail

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