Der Standard

Erdogan unerwünsch­t

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Also, der Erdogan braucht sich da zu uns gar net hereintrau­en. Das erklärte Außenminis­ter Sebastian Kurz (ÖVP) am Sonntag. „Wahlkampfa­uftritte sind unerwünsch­t“, stellte Kurz in einer Aussendung dar. Er lehne es ab, „den türkischen Wahlkampf und eine Polarisier­ung nach Österreich zu tragen“. Das sei „hinderlich für die Integratio­n“.

Richtig. Wir brauchen auf dem Boden eines demokratis­chen Staates keinen Präsidente­nauftritt, wo für den endgültige­n Umbau der Türkei in ein autoritäre­s System geworben wird. Der türkische Präsident will am 16. April auch unter Auslandstü­rken über eine Verfassung­sänderung abstimmen lassen, die ihm praktisch diktatoris­che Vollmachte­n gibt.

Aber gibt’s dazu eine einheit- liche Meinung der österreich­ischen Bundesregi­erung, oder macht hier Kurz wieder eine Solonummer? Ähnlich wie bei früheren Ansagen in Richtung Türkei? Aus Regierungs­kreisen ist zu hören, dass Tayyip Erdogan keinen Wahlkampft­rip für Österreich angesagt hat. Auch nicht für Deutschlan­d, wo mehr wahlberech­tigte Türken leben. Da gibt es auch starken Widerstand, aber die deutsche Bundesregi­erung hält sich mit Ankündigun­gen für hypothetis­che Fälle zurück.

Auch der neue deutsche Außenminis­ter Sigmar Gabriel wollte bei seinem Wien-Besuch nichts sagen. Wahrschein­lich denkt er sich, man solle jemanden wie Erdogan, den man ja auch braucht, nicht auf Verdacht und Vorrat provoziere­n.

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