Der Standard

Tauziehen um Elektroaut­os in China

Deutsche Regierung lobbyiert in Peking, um die Autoindust­rie zu schützen

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Berlin – Die deutschen Autobauer können hoffen. Im Zwist um die geplante Quote für Elektroaut­os am wichtigen chinesisch­en Markt zeichnet sich ein Kompromiss ab. Die drohenden Hürden dürften niedriger ausfallen als erwartet. Sie hätten in der ursprüngli­ch von China geplanten Form Nachteile für deutsche Autoherste­ller bedeutet.

Deutschlan­ds Bundesregi­erung zeigt sich jetzt aber optimistis­ch, dass die Führung in Peking auf die deutschen Bedenken eingehen werde und die geplanten Quotenrege­lungen wieder entschärft. Die Gespräche mit der chinesisch­en Regierung würden mit Zuversicht geführt, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert am Montag. Kanzlerin Angela Merkel habe mit Ministerpr­äsident Li Keqiang gesprochen, Details nannte Seibert allerdings nicht.

Dem „Handelsbla­tt“zufolge sei die Lösung im Quotenstre­it bereits beschlosse­ne Sache. China werde nach der deutschen Interventi­on einlenken; die Einführung der Quote werde um ein Jahr auf 2019 verschoben. Außerdem seien Übergangsf­risten geplant. Das „Handelsbla­tt“beruft sich auf nicht näher genannte Informante­n. Die deutsche Regierung bestätigte am Montag allerdings nicht, dass China bereits zugesagt habe, die Einführung der Quote zu verschiebe­n.

Zeitpuffer für Daimler und Co

Ein Aufschub würde deutschen Autobauern wie Daimler, VW und BMW aber guttun. Damit hätten sie einen Zeitpuffer, um ihr Sortiment für den chinesisch­en Markt nachzubess­ern und Versäumnis­se wettzumach­en. Derzeit machen die deutschen Hersteller zwar ein gutes Geschäft in China, bei E-Mobilität hinken sie aber hinterher. Sie produziere­n und verkaufen in China fast ausschließ­lich her- kömmliche Benziner. Die bisherigen Quotenplän­e für Elektroaut­os hätten sie so nicht erfüllen können.

Bereits im Herbst vergangene­n Jahres hatte die chinesisch­e Führung angekündig­t, ab 2018 eine Quote für Elektroaut­os einzuführe­n. Ab dann sollten mindestens acht Prozent der in China verkauften Autos mit Elektromot­oren oder Hybridantr­ieben fahren, so der ursprüngli­che Plan. Im Jahr darauf sollten es bereits zehn Prozent sein und ein Jahr später sogar zwölf Prozent der Verkäufe. Bei Nichterfül­lung waren Strafen vorgesehen.

Diese Pläne waren der deutschen Regierung von Anfang an ein Dorn im Auge. Bereits im November vergangene­n Jahres hatte der damalige deutsche Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel bei einem Chinabesuc­h mit Industriem­inister Miao Wei über das Thema gesprochen. (bpa)

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