Kritik an Heer nach Datenleck
Polizei: Ermittlungen gegen Hacker wurden torpediert
Wien – Mehr als zwei Jahre lang soll das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) gemeinsam mit US-Behörden gegen jenen türkischen Hacker ermittelt haben, der für Angriffe auf Parlament, Ministerien und andere Institutionen verantwortlich war. Nun soll man kurz vor dem Ziel gewesen sein: den in den USA lebenden Türken bei einer Attacke zu beobachten und klare Beweise für dessen Schuld zu haben.
Doch das wird vermutlich nicht passieren – denn am Montag gelangten Informationen über die Identität des Hackers in österreichische Medien. Details über Ermittlungen des Heeresnachrichtenamts, des Auslandsgeheimdiensts des Bundesheers, wurden im Kurier veröffentlicht.
„Trümmerfeld“
Damit steht der Verfassungsschutz nun vor einem „polizeilichen Trümmerfeld“und einer „Torpedierung der Ermittlungen“, wie anonyme Quellen aus dem Innenministerium dem STANDARD mitteilen. Sie kritisieren, dass das Bundesheer überhaupt parallele Ermittlungen führte. Die Causa macht deutlich, dass sich Verfassungsschutz und Auslandsnachrichtendienst in einigen Bereichen auf Kollisionskurs befinden.
Offiziell heißt es aus dem Innenministerium, dass der Verfassungsschutz „unter Rücksicht auf den Ermittlungserfolg den Zeitpunkt für eine Veröffentlichung noch nicht gesehen“habe. Das Verteidigungsministerium will Angelegenheiten des Heeresnachrichtenamtes nicht kommunizieren. Prinzipiell ist es durchaus normal, dass Verfassungsschutz und Heeresnachrichtenamt parallel ermitteln.
In diesem Fall drohen durch das Datenleck beim Bundesheer jedoch größere Komplikationen. Im Verfassungsschutz vermuten Mitarbeiter, dass das Bundesheer mit der Identifikation des türkischen Hackers durch den eigenen Dienst einen PR-Erfolg liefern wollte.