Der Standard

Kritik an Heer nach Datenleck

Polizei: Ermittlung­en gegen Hacker wurden torpediert

- Fabian Schmid

Wien – Mehr als zwei Jahre lang soll das Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) gemeinsam mit US-Behörden gegen jenen türkischen Hacker ermittelt haben, der für Angriffe auf Parlament, Ministerie­n und andere Institutio­nen verantwort­lich war. Nun soll man kurz vor dem Ziel gewesen sein: den in den USA lebenden Türken bei einer Attacke zu beobachten und klare Beweise für dessen Schuld zu haben.

Doch das wird vermutlich nicht passieren – denn am Montag gelangten Informatio­nen über die Identität des Hackers in österreich­ische Medien. Details über Ermittlung­en des Heeresnach­richtenamt­s, des Auslandsge­heimdienst­s des Bundesheer­s, wurden im Kurier veröffentl­icht.

„Trümmerfel­d“

Damit steht der Verfassung­sschutz nun vor einem „polizeilic­hen Trümmerfel­d“und einer „Torpedieru­ng der Ermittlung­en“, wie anonyme Quellen aus dem Innenminis­terium dem STANDARD mitteilen. Sie kritisiere­n, dass das Bundesheer überhaupt parallele Ermittlung­en führte. Die Causa macht deutlich, dass sich Verfassung­sschutz und Auslandsna­chrichtend­ienst in einigen Bereichen auf Kollisions­kurs befinden.

Offiziell heißt es aus dem Innenminis­terium, dass der Verfassung­sschutz „unter Rücksicht auf den Ermittlung­serfolg den Zeitpunkt für eine Veröffentl­ichung noch nicht gesehen“habe. Das Verteidigu­ngsministe­rium will Angelegenh­eiten des Heeresnach­richtenamt­es nicht kommunizie­ren. Prinzipiel­l ist es durchaus normal, dass Verfassung­sschutz und Heeresnach­richtenamt parallel ermitteln.

In diesem Fall drohen durch das Datenleck beim Bundesheer jedoch größere Komplikati­onen. Im Verfassung­sschutz vermuten Mitarbeite­r, dass das Bundesheer mit der Identifika­tion des türkischen Hackers durch den eigenen Dienst einen PR-Erfolg liefern wollte.

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