Russische Abwesenheit und Abgrenzung
Leichtathleten gründen eigenes Trainingslager
Moskau – Maximal mit einem Miniaufgebot wird Russland an der Hallen-Leichtathletik-EM in Belgrad (ab Freitag) teilnehmen. Die Stabhochsprung-Titelverteidigerin Angelina Sidorowa, die Sprinterin Kristina Siwkowa sowie der Hammerwerfer Aleksei Sokirkij haben bereits in der Vorwoche bekanntgegeben, trotz erteilter Sonderstarterlaubnis durch den Weltverband (IAAF) nicht anzutreten. Sidorowa ist laut ihrem Trainer erkrankt, die beiden anderen hätten ihre Wintersaison bereits beendet.
Abgesehen von diesem Trio hätten auch Whistleblowerin und 800-Meter-Läuferin Julia Stepanowa und die in den USA lebende Weitspringerin Darja Klischina ein Startrecht. Ob die beiden antreten, war zunächst nicht bekannt. Der russische Leichtathletikverband ist seit den Erkenntnissen aus dem McLaren-Report, der Russland Staatsdoping vorwirft, suspendiert.
Gruppe grenzt sich ab
Indes will eine Gruppe russischer Leichtathleten ihr eigenes Trainingslager ohne staatlichen Druck organisieren. Wissenschaftlich fundiertes Training sei der bessere Weg zum Erfolg als etwa Doping, sagte der Leiter des Projekts Rocket Science, Ex-Langstreckenläufer Jewgeni Pischtschalow, laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AP. Russische Sportler hätten jahrelang leistungssteigernde Medikamente als Abkürzung zum Erfolg gesehen. „Es wäre dumm zu leugnen, dass wir im Land große Probleme mit Doping haben“, sagte Pischtschalow. „Aber als Konsequenz hinken wir in Sporttechnik und -wissenschaft 20 Jahre hinterher.“
Die Athleten, zu denen auch Hammerwerfer Sergej Litwinow zählt, stellen sich damit gegen die offizielle Sportpolitik, die staatlich gestütztes Doping leugnet. Die Sportler wollen ihr dopingfreies Trainingslager in der Stadt Joschkar-Ola rund 600 Kilometer östlich von Moskau aufschlagen. Wer als Doper ertappt werde, müsse 25.000 Dollar (23.570 Euro) Strafe zahlen. (APA, red)