Berliner Flughafen-Chef fliegt ab
Neue Turbulenzen am Berliner Flughafen BER: Diesmal sind sie nicht technischer, sondern personeller Natur. Flughafen-Chef Karsten Mühlenfeld feuerte den Technikchef und muss jetzt wohl selbst gehen.
Es ist so weit. Es ist nun bestätigt und offiziell: Vom Berliner Pannenflughafen BER werden im April 2018 ganz sicher die ersten Maschinen abheben. Allerdings nur jene, die im Rahmen der internationalen Luftfahrtschau ILA Berlin Air Show in die Luft gehen und landen. Weiterhin offen ist hingegen ein Termin für einen Jungfernflug im Normalbetrieb jenes Airports, auf dessen Eröffnung nicht nur die Berliner seit dem Jahr 2011 warten.
Vielmehr herrscht im Moment wieder große Aufregung: BERChef Karsten Mühlenfeld hat vor einigen Tagen den Technikchef und Projektleiter Jörg Marks gefeuert und ihn durch den Ex-Geschäftsführer der Deutsche-BahnTochter Projektbau, Christoph Bretschneider, ersetzt. Seine Erklärung: „Für die schwierigen Aufgaben, die noch vor uns liegen, ist Christoph Bretschneider der richtige Mann.“
Marks ist der vierte BER-Bauleiter, der in fünf Jahren gehen musste. Man munkelt, dass Mühlenfeld Handlungsstärke und Willen zum Anpacken demonstrieren wollte. Denn er selbst hatte Ende Jänner einräumen müssen, dass der BER auch 2017 nicht eröffnet werden kann. Im Moment ist der Schließmechanismus von Türen im Zusammenspiel mit der Brandschutzanlage das Problem.
Doch 2018 sollte es dann so weit sein – jetzt tatsächlich und nicht nur auf die Luftfahrtschau bezogen. Aber Mühlenfeld erklärte auch, es sei notwendig, die schwierige Konstellation mit den Unternehmen und den Sachverständigen zu lösen. „Außerdem müssen die Voraussetzungen für eine planmäßige und verlässliche technische Inbetriebnahme geschaffen werden.“
Eigenmächtiges Vorgehen
Berlins Bürgermeister Michael Müller (SPD), der Chef im BERAufsichtsrat ist, rügte Mühlenfeld daraufhin, er habe wohl ein „Erkenntnisproblem“. Und Müller ist nun auch wegen der Entlassung des Technikchefs sauer. Zwar fällt diese in die Kompetenz von Mühlenfeld. Doch den Anteilseignern am BER, Berlin und Brandenburg (je 37 Prozent) sowie dem Bund (26 Prozent), missfällt Mühlenfelds eigenmächtiges Vorgehen.
Im Bundesverkehrsministerium wollte zuletzt niemand mehr Mühlenfeld das Vertrauen aussprechen. Mit Müller streitet sich Mühlenfeld mittlerweile öffentlich über den Informationsstand bei der Entlassung des Technikchefs. Das Verhältnis der beiden ist so angeschlagen, dass Mühlenfeld am heutigen Mittwochabend wohl den Abflug machen muss. Ab 18 Uhr findet eine Sondersitzung des Aufsichtsrats statt, die nächste reguläre Sitzung wäre erst am 17. März gewesen.
In dieser Sondersitzung werde sich Mühlenfeld zu technischen Problemen und personellen Änderungen erklären müssen, heißt es im Verkehrsministerium. Einzig das Land Brandenburg spricht sich öffentlich gegen eine Entlassung des BER-Chefs aus. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Rauswurf von Herrn Mühlenfeld das Projekt beschleunigt. Entscheidend muss doch sein, dass der BER endlich an den Start kommt“, sagt Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Mühlenfeld ist seit zwei Jahren beim BER, zuvor war er Werksleiter bei RollsRoyce in Brandenburg.