Der Standard

Pensionen sorgen für den nächsten Knatsch in der Koalition

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Wien – Nicht nur die Änderungen im Demonstrat­ionsrecht wegen türkischer Wahlkampfa­uftritte in Österreich (siehe auch Seite 4) taugen als Stoff für Koalitions­streiterei­en. Auch das Thema Pensionen ist eine treffliche Rampe für koalitionä­re Unfreundli­chkeiten. So geschehen am Wochenende, als das von Hans Jörg Schelling (ÖVP) geführte Finanzmini­sterium Sozialmini­ster Alois Stöger (SPÖ) vorwarf, mit seinem Pensionsmo­nitoring Zahlen zu schönen und die Wahrheit zu verschweig­en. „Stöger muss endlich aufwachen“, meinte Schellings Sprecherin: „Das Sozialmini­sterium schönt die Zahlen und verschweig­t die Wahrheit.“

Das sorgte bei Stöger höchstens für „Unverständ­nis“, die Zahlen seien „selbstvers­tändlich korrekt“, vielmehr gebe es „Fehler“in der Rechnung des Finanzress­orts.

Laut dem am Freitag vorgestell­ten Bericht des Sozialmini­steriums hat sich das Antrittsal­ter 2016 auf 60,3 Jahre erhöht. Zu beachten ist dabei, dass die (in der Regel jüngeren) Rehageld-Bezieher, die früher als Invaliditä­tspensioni­sten gewertet wurden, in den vergangene­n Jahren aus der Statistik fielen, was automatisc­h zu einem gewissen Anstieg beiträgt.

Faktenchec­k in der Koalition

Das ist ein Punkt, der dem Finanzmini­ster sauer aufstößt. Man habe den Pensionsbe­richt einem Faktenchec­k unterzogen, das Regierungs­ziel sei bis jetzt nicht erreicht. Laut Berechnung­en des Finanzress­orts liege das Antrittsal­ter erst bei 59,2 Jahren – selbst wenn man Rehageld-Bezieher herausrech­ne, nur bei 59,9.

Derweil mahnte Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ) „Respekt“und „vernünftig­e Umgangsfor­men“in der Koalition ein. In Österreich wies Kern aber auch Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­ers Vorwurf eines roten „Zickzackku­rses“im Zusammenha­ng mit dem abgelehnte­n Vorschlag von Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) für ein neues Versammlun­gsrecht, den der ÖVP-Chef im STANDARD geäußert hatte, zurück: „Das ist eine politische Masche, die keines Kommentars bedarf“, wenngleich man manchmal „im Sinne der Sache die Dinge klar benennen“müsse. (nim, APA)

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