Der Standard

Kleine Kärntner Würstel

- Walter Müller

Mit den Schuldsprü­chen für alle vier ehemaligen BZÖ-Spitzenpol­itiker ist ein unrühmlich­es Stück Kärntner Landespoli­tik – vorerst – zu Ende gegangen. Der seinerzeit­ige Landeshaup­tmann Gerhard Dörfler, die beiden Ex-Landesräte Harald Dobernig und Uwe Scheuch sowie Stefan Petzner – der Macher der umstritten­en Wahlkampfb­roschüre, um die sich der ganze Prozess gedreht hatte – wurden für schuldig erklärt, Landesgeld­er veruntreut zu haben. Weil sie die BZÖ-Wahlkampfp­ropaganda mit öffentlich­en Geldern finanziert hatten.

Dieser Prozess war aber mehr als die juristisch­e Aufarbeitu­ng der „Causa Wahlbrosch­üre“. Er leuchtete auch Mechanisme­n des „Systems Haider“aus. Es war erhellend zu vernehmen, wie sich damalige BZÖ-Landesräte, also Spitzenpol­itiker, in ihrer Selbsteins­chätzung unter dem großen Jörg Haider nur als kleine Würstel fühlten – und willig Befehle ausführten. Andere BZÖler, wie Stefan Petzner, wiederum steigerten sich unter Haider in eine „Anything goes“-Euphorie. Und niemand wagte zu widersprec­hen.

Wenn aber FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache meint, nun sei wieder alles paletti, die bösen Freiheitli­chen seien verurteilt und die guten Kärntner FPÖler mit dem Vereinigun­gsparteita­g wieder in den Schoß der Bundes-FPÖ heimgeführ­t, irrt er. Es schlummern noch andere, auch gerichtstr­ächtige blaue Affären in Kärnten. Strache wird den „Haider-Geist“nicht loswerden. Weil dieser ein Teil der FPÖ ist.

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