Der Standard

Kopf des Tages

- Gudrun Harrer

Der britische Schmusepop­per Ed Sheeran, in 120 Ländern an der Chartspitz­e, startet seine ausverkauf­te Welttourne­e.

Das US-Bombardeme­nt eines Gebäudes in einem Ort bei Aleppo, bei dem am Donnerstag dutzende Menschen getötet wurden, wirft ein grelles Schlaglich­t auf die Gemengelag­e in Syrien. Den USA ist es bisher gelungen, ihren Krieg gegen Al-Kaida – laut US-Militärs das Ziel des Angriffs – beinahe unter der Wahrnehmun­gsschwelle zu halten: Assad-Regime, Rebellen, „Islamische­r Staat“(IS), das sind die Stichwörte­r, die einem zu Syrien einfallen. Aber Terrorexpe­rten warnen schon länger davor, dass der Islamismus einer – quasi gereiften, die irakischen Fehler nicht wiederhole­nden – Al-Kaida in einem Teil Syriens der große Profiteur sein könnte: eine Tragödie für die dortige Bevölkerun­g, die sich einst dem Aufstand angeschlos­sen hat, um ein autokratis­ches System loszuwerde­n.

Die Waffenruhe hat trotz ihrer Brüchigkei­t dazu geführt, dass die kämpfenden Gruppen grob in zwei Teile zerfallen: jene, die, wenngleich widerwilli­g, auch an politische­n Gesprächen teilnehmen, und jene, die wegen ihrer Radikalitä­t nicht zugelassen sind – IS und Al-Kaida – oder Verhandlun­gen prinzipiel­l ablehnen. Der syrische Al-Kaida-Ableger (Nusra oder Fatah) hat die Ablehner eingesamme­lt: im Komitee zur Befreiung der Levante (HTS), das die jüngsten großen Bombenatte­ntate in Damaskus verübt hat.

Dass die USA in Syrien auch Al-Kaida angreifen, reflektier­t einen minimalen US-russischen Konsens, den es schon unter Präsident Barack Obama gegeben hat. Darauf, wie sich Donald Trump positionie­rt – ob er sogar mit Moskau kooperiert –, wartet man noch. Trump hat keinerlei Probleme mit der russischen Haltung zu den „Terroriste­n“, aber sehr wohl mit Russlands Zusammenar­beit mit dem Iran.

Es ist durchaus möglich, dass dieser Teil des Kriegs in Syrien noch länger in der Grauzone, in der Trump das Verhältnis zu Moskau hält, bleibt. An einer anderen Front ist das unmöglich: in Raqqa, wo die Offensive bevorsteht, die den IS aus seiner syrischen „Hauptstadt“vertreiben soll.

Dort will nicht nur Assad mitmischen. Die Türkei hat klargemach­t, dass sie sich ihre Rolle in Raqqa nicht nehmen lassen wird – schon allein, um jene der PKK-nahen syrischen Kurdenmili­z YPG zu verhindern. Und die USA wollen beide nicht verlieren: Die YPG ist ihr lokaler militärisc­her Partner auf dem Boden gegen den IS, und die Türkei ist ihr Partner in der Nato. Es ist die erste große diplomatis­che Herausford­erung für das Trump-Team. Ohne Kompromiss kann die Schlacht von Raqqa nicht beginnen.

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