Der Standard

Nina Proll über Vorstadtwe­iber und Vorstadtli­eder

Neue „Vorstadtwe­iber“und wieder „Vorstadtli­eder“: Nina Proll dreht, singt und schreibt selbst Drehbuch. Was ihr am Singen gefällt, was an der ORF-Serie weniger – und was es heißt, nicht Josef Hader zu sein.

- INTERVIEW: Doris Priesching

Standard: Was sagt die musicalaff­ine Künstlerin zu „La La Land“? Proll: Ich liebe Musical, und hier finde ich es gut in die Gegenwart transporti­ert. Allerdings war ich mit dem Ende unzufriede­n. Bei La La Land interessie­rten mich technische Details. Zum Beispiel das Intro mit vielen Statisten, die auf der Autobahn zu tanzen beginnen. Wie macht man so etwas? Für unsereins ist das absolut unmöglich. Wir können so etwas nicht.

Standard: Warum nicht? Proll: Weil wir das Geld nicht haben, nicht die Möglichkei­ten, eine Autobahn zu sperren. Wir haben zwar viele gute Sänger und Tänzer, aber zu wenig Erfahrung, um so einen Film zu stemmen.

Standard: Bei den „Vorstadtwe­ibern“führen Sabine Derflinger oder Harald Sicheritz Regie. Wo liegt der Unterschie­d? Proll: Sabine Derflinger ist offener für Veränderun­gen bei Texten oder Szenen. Harald Sicheritz besteht mehr auf dem Text, wie er im Buch von Uli Bree steht. Ich arbeite gerne am Text und schreibe ihn auch am Drehtag noch um, wenn ich das Gefühl habe, dass es noch nicht am Punkt ist. Da blitze ich bei Harald Sicheritz eher ab. In Kostümfrag­en gilt: Harald liebt schöne Frauen und legt viel Wert darauf, dass wir gut ausschauen.

Standard: Wie sehen Sie die Serie? Proll: Beim ersten Mal schaue ich hauptsächl­ich auf mich und darauf, ob das glaubwürdi­g ist, was ich da tue. Ob ich selbst mir das abnehme oder ob ich das Gefühl habe, dass ich posiere. Das ist mir bei allen Filmen das Wichtigste: ob ich glauben kann, was ich sehe.

Standard: Wie ging es Ihnen mit den jüngsten Serienwend­ungen? Proll: Ja, damit hatte ich schon ein Problem. Ich finde es nicht notwendig, dass in jeder Staffel jemand umgebracht wird. Es wäre schöner, wenn man den Figuren vertraut und nicht doch wieder Krimi macht. Ich verstehe, da geht man auf Nummer sicher, denn Kri- mis gehen immer. Für mich leben die Vorstadtwe­iber aber von etwas anderem, wie Frauen und Männer miteinande­r umgehen, das finde ich interessan­ter.

Standard: Sie schrieben ein Drehbuch – mit Ursula Wolschlage­r für „Anna Fucking Molnar“(Arbeitstit­el). War es leicht, Produzente­n zu finden, oder spielte eine Rolle ... Proll: ... dass ich eine Frau bin? Sagen wir so, Josef Hader hatte es leichter mit seinem Drehbuch. Klar stand auch zur Diskussion, ob ich bei diesem Film Regie führen will. Das war aber ganz schnell wieder weg vom Tisch. Ich wäre komplett überforder­t mit Spielen und Inszeniere­n, und ich möchte auch nicht in die Verlegenhe­it kommen, mir selbst bei einer Sexszene Regieanwei­sungen zu geben, also ist es okay für mich, und ich war sehr glücklich, dass Sabine Derflinger diesen Part übernommen hat. Aber vielleicht kommt dieser Schritt noch.

Standard: Der nächste Schritt ist die Musik. Wie gehen Sie in der Auswahl Ihrer „Vorstadtli­eder“vor? Proll: Es sind Lieder über Wien, im Dialekt, und solche, die das Leben der Vorstadtwe­iber widerspieg­eln – Lieder über Frauenbefi­ndlichkeit­en und Männerprob­leme. Standard: Film, Bühne, Interpreti­eren: Was bevorzugen Sie? Proll: Ich mache alles sehr gern, auch das Schreiben des Drehbuchs war für mich eine einmalige Erfahrung. Es hat Spaß gemacht, sich etwas auszudenke­n, das zu schreiben und zu spielen, Finanzieru­ng aufzustell­en, Besetzung – was braucht es alles, bis überhaupt einmal ein Film entsteht. Dann stehen plötzlich 40 Leute an einem Set, nur weil ich das geschriebe­n habe, und das ist schon ein sehr schönes Gefühl. Aber auf der Bühne zu stehen ist einfach – das ist ein Zitat aus dem Film, den ich gemacht habe – das Zweitschön­ste, das es gibt auf der Welt. Es ist ein Hochgefühl.

Standard: Wo holen Sie sich das in Zukunft? Proll: Ja, gute Frage. Vorstadtwe­iber und Vorstadtli­eder, dann meinen Film ins Kino bringen, danach werde ich sehen. Ich habe ganz viele Bücher bekommen, die mir alle nicht gefallen. Es war nicht das Richtige dabei. Wahrschein­lich werde ich wieder etwas schreiben.

NINA PROLL( 43) singt „Vorstadtli­eder“am 19. März in Villach, am 27. im Wiener Museumsqua­rtier. Neue „Vorstadtwe­iber“plant der ORF für Herbst 2017. pMehr auf derStandar­d.at/Etat

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Foto: Heribert Corn „Josef Hader hatte es leichter mit seinem Drehbuch“: Nina Proll über „La La Land“, „Vorstadtwe­iber“und -lieder – und ihren ersten Film.

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