Der Standard

Eta vor der endgültige­n Entwaffnun­g

Die baskische Separatist­engruppe Eta kündigt an, ihre Waffen abzugeben. Die Regierung in Madrid will dennoch nicht mit der Organisati­on verhandeln und fordert sie auf, sich bald aufzulösen.

- Reiner Wandler aus Madrid

Die baskische Separatist­engruppe Eta wird sich bis zum Nachmittag des 8. April völlig entwaffnen. Das kündigte am Freitag der frankobask­ische Umweltakti­vist Txetx Etcheverry in der französisc­hen Tageszeitu­ng Le Monde an. Etcheverry gehört zum Forum „Weg des Friedens“, das seit Monaten versucht, die Entwaffnun­g der Gruppe – die den bewaffnete­n Kampf im Oktober 2011 endgültig eingestell­t hat – voranzutre­iben.

Etcheverry kündigte noch für den Freitag an, dass die Eta dem Forum eine Liste ihrer Waffen vorlegen werde. Dieses werde dann die französisc­hen Behörden und die Internatio­nale Kommission zur Überwachun­g des Waffenstil­lstandes verständig­en. Der 2011 gegründete­n Kommission steht Ram Manikkalig­am vor. Dieser kam von der US-amerikanis­chen Rockefelle­r-Stiftung und war bereits an den Friedenspr­ozessen in Sri Lanka und in Nordirland beteiligt gewesen. Es gilt als klar, dass die Eta alle Waffen auf französisc­hem Boden lagert.

Hunderte von Mitglieder­n der Zivilgesel­lschaft, darunter Bürgermeis­ter, Gemeinde- und Stadträte sowie Parlaments­abgeordnet­en aus dem französisc­hen Baskenland, werden sich an der Räumung der Waffendepo­ts beteiligen und die Waffen dann den Behörden übergeben, kündigte Etcheverry an. Warum diese ungewöhnli­che Aktion? Weder die spanische noch die französisc­he Regierung hat sich in den fünf Jahren seit Ende des bewaffnete­n Kampfes bereiterkl­ärt, mit der Eta über die Entwaffnun­g zu verhandeln.

Kritik an Madrid und Paris

„Wir sind Bürger aus dem französisc­hen Baskenland, die wegen dieser absurden Situation besorgt sind“, erklärt Etcheverry. „Da gibt es eine Organisati­on, die Waffendepo­ts schließen, eine Inventur machen und sich dann entwaffnen will, und die französisc­he und spanische Regierung versuchen, das zu verhindern.“Eta hatte nach dem Waffenstil­lstand von 2011 Unterhändl­er nach Norwe- gen geschickt und die Regierung in Madrid mehrmals zu Treffen aufgeforde­rt. Diese ignorierte das Angebot und übte stattdesse­n Druck auf Norwegen aus.

Etcheverry war am 16. Dezember zusammen mit vier weiteren Aktivisten, darunter ein bekannter Gewerkscha­fter, ein früherer Präsident des baskischen Landwirtsc­haftsverba­ndes und ein Journalist, verhaftet worden, als sie ein Eta-Waffendepo­t aushoben und den Inhalt den französisc­hen Behörden übergeben wollten. Damals handelte es sich um 15 Prozent des Waffenarse­nals.

Etcheverry und seine Bewegung brachten vor Weihnachte­n 700 gewählte Volksvertr­eter aller politische­n Richtungen aus dem französisc­hen Baskenland der Region – darunter mehr als die Hälfte der Bürgermeis­ter – dazu, einen Brief an Paris zu schreiben, damit die Regierung Gespräche mit der Eta zur Entwaffnun­g aufnehme.

Frankreich­s Kabinett, das nur noch wenige Wochen im Amt sein wird, schwieg sich zu der Ankündigun­g vorerst aus. Der in Madrid regierende konservati­ve Partido Popular (PP) von Spaniens Premier Mariano Rajoy wiederholt­e einmal mehr, was er seit fünf Jahren zu dem Thema sagt.

Er ließ wissen, dass die Eta sich besser „auflösen, um Entschuldi­gung bitten und Reue zeigen“solle. Das erklärte der Vorsitzend­e des PP im Baskenland, Alfonso Alonso. Die Regierung in Madrid habe nicht und werde nicht mit der Eta verhandeln und werde nicht mit ihr sprechen, egal was für Schritte sie ankündigt.

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„Eta, die Menschen sind mit dir“war auf einer Wand in Guernica zu lesen. Madrid will die Gruppe auflösen.

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