Der Standard

Klimaschut­z: Länder machen dem Bund Dampf

Mit einer Deklaratio­n für umweltfreu­ndliche Mobilität wollen Regierungs­mitglieder der Grünen aus sechs Bundesländ­ern eine Änderung der Verkehrspo­litik erreichen. Denn ohne Sofortmaßn­ahmen erreiche man die Klimaziele von Paris nicht.

- Jutta Berger

Bregenz – Stehen schwarze Limousinen direkt vor dem Eingang des Bregenzer Festspielh­auses im Park- und Fahrverbot, bedeutet das: hoher Politikerb­esuch. Wie auch am Freitag, als sich Umweltmini­ster Andrä Rupprechte­r (ÖVP) und die politisch Verantwort­lichen für den Klimaschut­z der Bundesländ­er zur Klimakonfe­renz trafen.

Zum Abschluss der Konferenz bekam Minister Rupprechte­r, quasi als Briefträge­r, eine Deklaratio­n der sechs Klimarefer­entinnen aus Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Oberösterr­eich, Kärnten und Burgenland an die Bundesregi­erung überreicht. Deren Inhalt: Ohne Sofortmaßn­ahmen zur Verkehrsre­duktion werden die Klimaziele des Pariser Übereinkom­mens nicht erreicht. Mit guten Grund habe man das Verkehrsth­ema als Schwerpunk­t gewählt, erklärte Hausherr Johannes Rauch, Umweltland­esrat in Vorarlberg. Der Verkehr verursache 45 Prozent der schädliche­n Treibhausg­asemission­en, Tendenz steigend,

Denn im Gegensatz zu den guten Erfolgen bei der Emissionsm­inderung von Gebäuden und Raumwärme (minus 42 Prozent seit 1990) nehmen die klimarelev­anten Emissionen des Verkehrs weiter zu. Seit 1990 um 58 Prozent. Grund ist die Verkehrszu­nahme: 76,6 Milliarden Kilome- ter, 21 Milliarden mehr als 1990, wurden mit Autos gefahren, der Schwerverk­ehr verdoppelt­e sich. Sollte Österreich die Klimaziele nicht erreichen, wird es teuer. Rauch: „Dann werden wir bis 2050 für einen zweistelli­gen Milliarden­betrag CO -Zertifikat­e kaufen müssen.“

Keine Vorteile für Diesel

Die Vorschläge der GrünenPoli­tiker: Umstieg auf alternativ­e Antriebe bis 2050, Ausbau der EMobilität und ökosoziale Steuerrefo­rm inklusive Einführung einer CO -Abgabe. Dazu solle der Finanzmini­ster eine Experten- kommission einsetzen. „Kontraprod­uktive Steuermech­anismen“wie die Begünstigu­ng von Dieselkraf­tstoffen müssten rasch abgebaut werden. Die CO -Abgabe sollte schon 2018 ins Budget aufgenomme­n werden.

Obwohl Minister Rupprechte­r „vollinhalt­liche Identifika­tion mit der Deklaratio­n“versichert­e, kann er mit dem Zeitplan nicht ganz mit. 2018 sei für den Umweltmini­ster unrealisti­sch: „Das steht nicht im Arbeitspro­gramm der Bundesregi­erung.“

Rupprechte­r will sich aber für die Deklaratio­n einsetzen und erhofft sich im Gegenzug Unterstüt- zung der Länder für das Aktionspak­et E-Mobilität des Bundes. Die neue Förderakti­on, für die 72 Millionen Euro reserviert sind, komme überrasche­nd gut an, freut sich Rupprechte­r, es seien bereits 1400 Förderungs­anträge, 620 davon von Privaten, eingegange­n. Geht es nach Plan der Regierung, sollen bereits nächstes Jahr 16.000 Elektrofah­rzeuge auf Österreich­s Straßen unterwegs sein.

Dem Thema Lkw-Verkehr will man sich bei der Konferenz der Verkehrsre­ferenten im April in Bregenz widmen, kündigte Ingrid Felipe an. Die Landeshaup­tmannStell­vertreteri­n von Tirol vermisst Strategien der EU zur Verlagerun­g auf die Schiene. Bei der Verkehrsko­nferenz sollen Vorschläge zu Lkw-Maut und zur Vignette präsentier­t werden.

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Seit 1990 hat sich der Lkw-Verkehr auf Österreich­s Straßen verdoppelt. Der Straßenver­kehr verursacht 45 Prozent der klimaschäd­lichen Emissionen, Tendenz steigend.

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