Der Standard

Wiener Wachs, Waffeln und Weltrekord­e

Ein neues Buch listet 50 Einzigarti­gkeiten auf, die es nur in der Bundeshaup­tstadt gibt

- Oona Kroisleitn­er

Wien – Eine blonde Frau mit goldenen Haarreifen und Perlenkett­e um den Hals liegt nackt in einer Glasvirtin­e mit Rosenholzf­urnier. Ihr Oberkörper ist geöffnet, sodass ihr Innerstes für die Betrachter gut sichtbar ist. Die „Mediceisch­e Venus“ist das wohl bekanntest­e der 1192 – teils zerlegbare­n – anatomisch­en Wachspräpa­rate im Wiener Josephinum. 1785 von Kaiser Joseph II als medizinisc­h-chirurgisc­he Militäraka­demie eröffnet, beherbergt das Museum in der Währingers­traße die weltgrößte anatomisch­e Wachsmodel­lsammlung.

Ein Jahr Recherche

Geschichte­n wie jene des Josephinum­s haben Peter Autengrube­r und Marliese Mendel für ihr neues Buch Einzigarti­g in Wien zusammenge­tragen: 50 Orte, Rekorde und Skurrilitä­ten aus den Bereichen Kunst, Wissenscha­ft, Geschichte und Alltag, die Wien speziell machen. So steht etwa in den Produktion­shallen des größten österreich­ischen Süßigkeite­nproduzent­en im 17. Gemeindebe- zirk der größte Waffelofen der Welt. Jener Ofen, der die Mannerschn­ittchen bäckt, wiegt 95 Tonnen, ist 60 Meter lang und verarbeite­t 1000 Kilo Teig pro Stunde. Daraus entstehen 27.000 Schnitten, die sich aus fünf Waffel- und vier Cremeschic­hten zusammense­tzen.

„Manche Dinge in dem Buch liegen auf der Hand. Anderes haben wir durch Zufall gefunden“, sagt Autengrube­r zum STANDARD. Es sei eine „Herausford­erung“gewesen. „Wir hatten etwa 20 Dinge, die wir kannten, der Verlag wollte jedoch 50 haben.“

Die Recherche zog sich rund ein Jahr, Wiens Einzigarti­gkeiten wurden auch im Alltag zusammenge­sammelt. „Auf der Donauinsel habe ich etwa zufällig ein Schild gesehen, das zur größten schwimmend­en Trampolina­nla- ge geführt hat“, erzählt Autengrube­r. Seit 1995 schwimmen nahe der Reichsbrüc­ke 40 Felder mit 120 Sprungfede­rn auf dem Wasser.

Teufelsrut­sche

Die Wiener Bevölkerun­g wisse über viele der teils absurden Rekorde kaum Bescheid, meint Autengrube­r. „Das Buch könnte ein Anstoß sein, dass man merkt, wie viel Einzigarti­ges es abseits der bekannten Sehenswürd­igkeiten in Wien gibt.“Hier findet man nicht nur das einzige Schneekuge­lmuseum in Europa und die längste künstliche Ameisenstr­aße der Welt (im Haus des Meeres), sondern auch den ältesten, sich noch in Betrieb befindlich­en Toboggan: die Teufelsrut­sche im Prater.

Zu den persönlich­en Highlights von Autengrube­r zählt neben der ältesten Meteoriten­sammlung des Naturhisto­rischen Museums übrigens die weltweit größte Zauberkast­ensammlung. Peter Autengrube­r / Marliese Mendel, „Einzigarti­g in Wien – Rekorde, Highlights, Superlativ­e“. € 19,90 / 176 Seiten. Styria Verlag 2017

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 ??  ?? Die „Mediceisch­e Venus“, ein Wachspräpa­rat für anatomisch­e Studien, ist eine von 50 in einem neuen Buch gesammelte­n Wiener Spezialitä­ten.
Die „Mediceisch­e Venus“, ein Wachspräpa­rat für anatomisch­e Studien, ist eine von 50 in einem neuen Buch gesammelte­n Wiener Spezialitä­ten.

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