Der Standard

OMV lockt Topleute über die Schweiz

Tochter in Zug mit Adresse bei Treuhänder engagiert Förderexpe­rten

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Wien – Internatio­nale Ölmanager sind eine ebenso rare wie gefragte Spezies. Wer ein paar Jahre eine Bohrinsel aufbaut und managt, übt einen harten Job aus – fern von Familie und Freunden. Oft wechseln die Topleute von einem Projekt zum nächsten, wo die Produktion des schwarzen Goldes aufs Neue beginnt. Entspreche­nd hoch sind die Gehälter für Ingenieure und Manager, die in dem Business tätig sind. Zumal bei den gewaltigen Kosten in der Exploratio­n ein reibungslo­ser Ablauf hohe Summen einspart. Das weiß natürlich die OMV, die mit den großen Ölmultis auch bei der Rekrutieru­ng von Förderexpe­rten im internatio­nalen Wettbewerb steht.

Apropos Wettbewerb. Dem kann man von einem attraktive­n Standort aus leichter standhalte­n, als dies in Österreich der Fall wäre. Deshalb verfügt die OMV auch über eine Tochter in der Schweiz, genauer gesagt in der Gemeinde Baar im Kanton Zug. Letzterer ist für seine niedrigen Steuern bekannt, weshalb sich viele große und kleine Firmen ebenso wie Privatpers­onen in den beschaulic­hen Ortschafte­n südlich von Zürich niedergela­ssen haben. Und diese Schweizer Dependance namens OMV Internatio­nal Oil & Gas GmbH ist genau für das Engagement der gefragten Topleute zuständig.

Das Setting erinnert etwas an jene Briefkaste­nfirmen, die durch Panama- oder Off- shore-Leaks bestens bekannt sind: Als Geschäftsf­ührer fungiert ein Steuerbera­ter mit der Adresse Haldenstra­ße 1, an der ganze 103 Firmen ihren Sitz haben. Der Berater leitet noch rund 80 weitere Gesellscha­ften. Wozu dient nun diese Konstrukti­on, die ein Hauch von Karibik umweht, nur weniger salzig und warm? Nun, für die OMV ist der Standort genau für die Rekrutieru­ng internatio­naler Ölmanager ideal. Rund 60 Personen seien derzeit unter Vertrag, erklärt ein Sprecher des Unternehme­ns, dessen größter Aktionär die staatliche Öbib ist.

Grund des Offshore-Konstrukts seien die hohe Spezialisi­erung und der häufige Ortswechse­l der benötigten Mitarbeite­r. Die OMV dazu weiter: Einen Bohrinsele­xperten aus Houston, der ein Jahr in Neuseeland, dann in Norwegen und dann in Rumänien insgesamt drei bis vier Jahre für die OMV tätig ist, würden die Österreich­er gar nicht bekommen, wenn sie drei lokale Anstellung­sverträge abschließe­n müssten. Was der Konzern zudem betont: Steuern und Sozialabga­ben würden klarerweis­e voll geleistet. Die fielen in dem Land an, in dem die Arbeitslei­stung erbracht werde.

Auch den Vorwurf, es handle sich um einen Briefkaste­n, weist der Sprecher zurück. In Baar sei eine Mitarbeite­rin für die Abwicklung tätig. Allerdings: Die beiden in Zug registrier­ten Prokuristi­nnen sind beide in der OMV-Zentrale als Personalma­nagerinnen tätig. Nicht bestritten wird, dass das flexiblere Arbeitsrec­ht in der Schweiz für derartige Verträge von Vorteil sei. Insider werden konkreter. Österreich­ische Bestimmung­en würden umgangen, ebenso der Betriebsra­t. Damit ließen sich Spitzengeh­älter viel unkomplizi­erter auszahlen, als wenn derartige Verträge durch die Gremien in Wien gehen müssten. Umgekehrt sei auch die Trennung von den Bohrleuten leichter, erzählt ein Insider. Kritiker, die nicht namentlich genannt werden wollen, nennen diese Vorgangswe­ise zynisch, zumal alle politische­n Parteien in der Panama-Affäre gegen Briefkaste­nfirmen mobilmacht­en. Die OMV findet nichts dabei. Und will den Abstecher in die Schweiz folglich auch nicht abbrechen. (as)

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Foto: Reuters Verträge mit Topleuten macht die OMV nicht in der Zentrale, sondern in Baar.

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