Der Standard

Holzwirtsc­haft feilscht um Gehälter

Arbeitnehm­er sehen hohe Gewinne, Unternehme­r keinen Boom

- Verena Kainrath

Wien – Kommenden Montag fliegen in Österreich­s Holzwirtsc­haft die Späne. Die Sozialpart­ner starten die Kollektivv­ertragsver­handlungen. Es geht um Löhne und Gehälter von 43.000 Beschäftig­ten.

Die Ausgangsla­ge dafür ist aus Sicht der Arbeitnehm­er gut. Starke Umsatzzuwä­chse, hohe Gewinne und respektabl­es Eigenkapit­al ließen Spielraum für eine spürbare Erhöhung der Ist-Löhne, so ihr Tenor. Chefverhan­dler Josef Muchitsch will den Gesprächen nicht vorgreifen, nur soviel: „Alle Konjunktur­daten sind positiv.“Er erwarte ein rasches gutes Ergebnis.

Die Industrie selbst zeichnet ein konträres Bild. Gerade für kleine Betriebe sei die Lage alles andere als rosig, heißt es aus ihrem Fachverban­d. Herausford­erung sei vor allem die heterogene Struktur der Branche. Österreich­s Sägeindust­rielle seien etwa anderen Einflüssen ausgesetzt als Spanplatte­nerzeuger, Skiherstel­ler, Möbelprodu­zenten und Ladenbauer.

Gut 2800 Unternehme­n steigerten den Produktion­swert 2015 um 2,6 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro. Im Vorjahr gab es bis Septem- ber Zuwächse von weiteren fünf Prozent. Das geht aus dem neuen Branchenre­port der Arbeiterka­mmer hervor, die dafür die Bilanzen von 65 Betrieben über drei Jahre analysiert­e, die wiederum 53 Prozent der Beschäftig­ten der gesamten Holzwirtsc­haft abdecken.

Die Umsätze der Unternehme­n legten 2015 um sechs Prozent zu. Im Gewerbe bauten 60 Prozent, in der Industrie 84 Prozent der Betriebe den Absatz aus. Der ordentlich­e Betriebser­folg wuchs im Gewerbe um 59 Prozent. Die Industrie steigerte ihn zugleich um 119 Prozent, rechnet die Arbeiterka­mmer vor. Die Ebit-Quote liege bei sehr guten 7,8 bzw. fünf Prozent.

Traditione­ll in Familienha­nd

Rund 209 Millionen Euro an Gewinn wurden an die Eigentümer ausgeschüt­tet, ein Rückgang von zwölf Prozent. Mit Eigenkapit­alquoten von im Schnitt 48 Prozent im Gewerbe und 38 Prozent in der Industrie gilt die überwiegen­d in Familienbe­sitz stehende Branche als solide finanziert. Hohe Reserven weisen der Studie zufolge etwa Peter Max, Kohlbacher, List, Johann Pabst, Kaindl und Mosser auf. Während das Gewerbe verhal- ten investiert­e, steckte die Industrie zwölf Prozent mehr in ihre Anlagen. Besonders investitio­nsfreudig gaben sich Konzerne wie Fritz Egger, Stora Enso, Funder, Pfeifer.

Die Beschäftig­ung ging aber unterm Strich weiter zurück. Die Möbelbranc­he reduzierte die Zahl ihrer Mitarbeite­r etwa 2016 von Jänner bis Oktober um fünf Prozent. Eine Entwicklun­g, die wie Arbeiterka­mmer-Referentin Ines Kaufmann meint, keineswegs das gute Umfeld widerspieg­le: So beurteilte­n 77 Prozent der Unternehme­n ihre derzeitige­n Auftragsbe­stände als ausreichen­d. Ein Jahr zuvor taten dies laut Wifo nur 63 Prozent.

Georg Emprechtin­ger, Eigentümer von Team 7 und Vorsitzend­er der Möbelindus­trie, sieht in seiner Branche jedoch von einem Boom keine Spur. Immer wieder gebe es Durchhänge­r, selbst renommiert­e deutsche Marken gingen in Konkurs. „Die Möbelindus­trie steht in hartem Wettbewerb mit Osteuropa und Fernost.“Zudem schreite die Konzentrat­ion der Lieferante­n und Einzelhänd­ler fort. „Kleine Betriebe sind auf beiden Seiten großen Mächten ausgesetzt. Eine nachhaltig positive Entwicklun­g erleben nur sehr wenige.“

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