Der Standard

Pharmig zieht sich aus Alpbach zurück

Eine unhöfliche Bemerkung und ihre finanziell­en Folgen

- Thomas Pressberge­r

Wien – Nach mehr als zehnjährig­er Partnersch­aft reicht die Pharmaindu­strie die Scheidung ein: Die Pharmig, Interessen­verband der heimischen Pharmaunte­rnehmen, steigt als Hauptspons­or der jährlichen Alpbacher Gesundheit­sgespräche aus. „Es ist wie bei einer Bergwander­ung: Es gibt unterschie­dliche Auffassung­en, wie man zum Gipfel kommt“, umschreibt Pharmig-Generalsek­retär Jan Oliver Huber den Bruch.

Einzelne Pharma-Manager werden deutlicher. Geschätzte 80.000 Euro hat sich der Interessen­verband den jährlichen Auftritt beim Forum Alpbach kosten lassen, dafür gab es zunehmend weniger Mitsprache bei der Programmge­staltung. „Von Partnersch­aft war keine Rede mehr, die haben uns nur noch als Zahlmeiste­r gesehen“, klagt ein Beteiligte­r.

Die Themen seien immer abstrakter geworden, weg von der österreich­ischen Gesundheit­spolitik. Dass der damals neue Pharmig-Präsident Martin Munte, im Hauptberuf Amgen-Chef, von Vizepräsid­entin Ursula Schmidt-Erfurt bei der Auftaktver­anstaltung mit den Worten „underworke­d and overpaid“vorgestell­t wurde, sorgte für nachhaltig­e Verstimmun­g.

Nach dem Ausstieg der Industriel­lenvereini­gung vor vier Jahren verliert das Forum Alpbach damit einen weiteren prominente­n und finanzkräf­tigen Partner. Für Philippe Narval, den Geschäftsf­ührer des Forums Alpbach, ist das kein Drama. „Wir haben sehr viele zufriedene Fachpartne­r, die Teilnehmer­zahlen steigen, Alpbach entwickelt sich großartig“, so Narval. Mit Philips Austria hat man zudem einen neuen Sponsor für die Gesundheit­sgespräche gefunden. „Und mit der Pharmig sind wir weiterhin in konstrukti­ven Gesprächen.“Eine Rückkehr nach Alpbach 2018 will man auch bei der Pharmaindu­strie nicht ausschließ­en, allerdings wird intern auch über ein stärkeres Engagement beim European Health Forum Gastein als Alternativ­e nachgedach­t.

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