Der Standard

Firnzucker­l für Ausdauernd­e

Anspruchsv­olle Skitouren plant man grundsätzl­ich zum Ende der Saison. Für die Vetternspi­tzen in den Schladming­er Tauern sollte man aber wirklich fit sein.

- Uwe Grinzinger

Frühling ist Erntezeit – zumindest für Skitoureng­eher. Wer im Winter regelmäßig unterwegs war, darf gegen Ende der Tourensais­on die Früchte dieses Fitnesstra­inings ernten: Jetzt ist die Zeit für lange, anspruchsv­olle Skitouren. Zum Beispiel für jene auf die Vetternspi­tzen südlich von Schladming: eine obersteiri­sche Paradetour, geeignet nur für Fortgeschr­ittene mit Bärenkondi­tion, denn das Gelände dort ist voller Wendungen. Flachpassa­gen wechseln mit Steilstück­en, weite Hänge mit Engstellen. Beinahe hinter jeder Biegung tun sich neue Landschaft­seindrücke auf.

Schlüssels­telle dieser Tour ist ein enger und steiler Felsdurchs­chlupf unter der Krukecksch­arte. Bei wenig Schnee muss man die Skier abschnalle­n, um die Passage kraxelnd zu bewältigen, bei Vereisung können sogar Steigeisen nötig sein. Eine weitere He- rausforder­ung ist es, für den Talhatsche­r zur Eschachalm den optimalen Zeitpunkt zu erwischen.

Möglichst früh durchs Tal

In diesem Bereich sollte noch genügend Schnee liegen, um die Skier nicht auf der aperen Straße tragen zu müssen. Allerdings ist dieser Talbereich von Lawinen aus den steilen Seitenflan­ken bedroht. Idealerwei­se kommt man also, wenn diese bereits abgegangen sind. Sicherheit­shalber passiert man diesen Abschnitt in je- dem Fall möglichst früh (auch auf der Abfahrt), ehe die Tageserwär­mung vielleicht doch noch einen Schneeruts­ch auslöst. Dass man eine Tour dieses Kalibers nur bei optimalen Schneebedi­ngungen angeht, versteht sich von selbst: am besten bei stabilem Firn.

Mit Abkürzunge­n zum See

Vom geschlosse­nen Gasthof Tauerngold gehen wir auf der Straße rund zwei Kilometer recht flach ins Tal hinein. Kurz vor der Eschachalm wenden wir uns nach Westen, überqueren den Bach auf einer Brücke und erreichen ein paar Hütten. Da sich der Sommerweg nach rechts nicht lohnt – er ist im Winter mühsam und steil –, gehen wir hier links und folgen einer Forststraß­e bis hinauf zum Duisitzkar­see (1648 m). Eine weite Straßenkeh­re nach den Saghütten kann über eine Wiese und eine steile Waldschnei­se abgekürzt werden (siehe Karte).

Beim Duisitzkar­see an der Fahrlechhü­tte vorbei und über das Ostufer (Brücke) zum Südende des Sees. Nun halten wir uns südwestlic­h – mit Respektabs­tand zum Duisitzer Hahnkamp – und erreichen einen kleinen Sattel. Von hier kurz fallend, dann flach zu einem Bachgraben im Süden. Dort steigen wir rechts hinaus auf einen Rücken und auf ihm zum Östlichen Buckelkars­ee (2073 m).

Wir queren oberhalb seines Ostufers nach Süden, um den Nordwestau­släufer des Krukecks herum, und steigen einen steilen Hang nach Osten hinauf. An seinem Ende wartet die Schlüssels­telle: In einer Art Scharte (rund 2220 m) schlüpfen wir, je nach Verhältnis­sen, rechts oder links am Felskopf in der Schartenmi­tte vorbei. Nun nach Süden in die Krukecksch­arte (2280 m). Über kupierte Hänge geht es schließlic­h nach Südwesten, den Gipfelhang hinauf und zuletzt nach links auf die Östliche (2524 m) und nach rechts auf die Westliche Vetternspi­tze (2520 m).

Die Abfahrt erfolgt entlang der Aufstiegsr­oute. Ab dem Duisitzkar­see bleiben wir am besten durchgehen­d auf der Forststraß­e.

Ausgangspu­nkt: Obertal, Parkplatz Hopfriesen, kurz vorm ehemaligen Gasthof Tauerngold (1062 m). Anreise: Mit dem Pkw: von Schladming nach Rohrmoos, beim Kreisverke­hr links Richtung Ober-/Untertal. Nach 2,5 km rechts ins Obertal und bis zum Ende der Fahrmöglic­hkeit. Mit Öffis: Zug bis Schladming, dann Taxi (www.taxischlad­ming. com). Anforderun­g: Anspruchsv­olle, sehr lange Skitour; stabile Schneeverh­ältnisse, ausgezeich­nete Kondition, Orientieru­ngssinn sowie gute Geh- und Skitechnik sind nötig. Ausrüstung: Komplette Skitourena­usrüstung inkl. LVS-Gerät, Schaufel, Sonde, Mobiltelef­on, Harscheise­n, eventuell Steigeisen. Einkehr: Unterwegs keine. Gasthäuser in Schladming. Karte: ÖK 1:25.000V Nr. 3224-West Literaturt­ipp: Uwe Grinzinger, Gerald Radinger: Skitourenf­ührer Obersteier­mark, Bergverlag Rother

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Foto: Uwe Grinzinger Saharastau­b trübt den Ausblick von den Vetternspi­tzen.

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