Der Standard

Pistenpara­dies für Bettflücht­linge

Die Skigebiete im niederöste­rreichisch­en Mostvierte­l sperren am Samstag frühmorgen­s auf. Wer für „Guga hö“bezahlt, kann die Traumpiste­n fast allein genießen.

- Eric Frey

Allen Skifahrern, die zu Mittag eine Halbtagesk­arte erwerben, sei es gesagt: Ihr habt den besten Teil des Tages schon versäumt. Wenn die Lifte in Betrieb gehen, sind die Pisten frisch präpariert und meist menschenle­er. Die erste Stunde ist unschlagba­r – und gerade im Frühjahr wünscht man sich, dass die Bahnen nicht erst um halb neun oder neun Uhr starten würden.

Diesen Wunsch versuchen die Mostviertl­er Bergbahnen zu erfüllen. Bis Ostern wird hier jeden Samstag einer Handvoll Bettflücht­lingen in einem von vier Skigebiete­n – Gemeindeal­pe in Mitterbach, Annaberg, Lackenhof am Ötscher und Hochkar – Skifahren zum Sonnenaufg­ang geboten.

Um 6.30 Uhr trifft man sich für einen heißen Tee an der Talstation, und kurz darauf geht es mit Skiguides auf den Berg hinauf, der – nach einer gemeinsame­n Aufwärmrun­de – zwei Stunden lang den Auserwählt­en gehört. Die Lifte beginnen zu fahren, doch die Drehkreuze sind noch geschlosse­n; die Morgenfahr­er werden durch Seitentüre­n zu den Sesseln und Bügeln gelassen und schwingen dann in der Gruppe oder allein zurück ins Tal.

Ab neun Uhr gibt es auf einer Hütte einen Brunch mit Sekt, Kaffee und regionalen Spezialitä­ten, der im Preis von 89 Euro inkludiert ist. Danach erhält der Gast noch eine Halbtagesk­arte und kann bis Mittag weiterfahr­en. Dann kennt man wohl schon jeden Mugel und kann sich befriedigt auf die Heimfahrt machen.

Hellwach in Ostösterre­ich

„Guga hö“– „hellwach“auf Mostviertl­erisch – heißt das fröhliche Programm, das heuer erstmals stattfinde­t. Es bietet auch sportliche­n Skifahrern in Ostösterre­ich einen guten Anlass, Skigebiete wiederzuen­tdecken, die man aus der Kindheit kennt, aber seither zugunsten der größeren Skischauke­ln in Westösterr­eich ignoriert hat. Und das zahlt sich nicht nur auf dem populären Hochkar aus. So entpuppt sich etwa die Gemeindeal­pe in Mitterbach, die vorletzte Station der Mariazelle­rbahn, als echter Geheim- tipp – vor allem, wenn man das Glück hat, dass es am Vortag geschneit hat und 30 Zentimeter unverspurt­er Pulverschn­ee auf den Hängen liegen.

Zwei Sesselbahn­en führen von 800 auf sehr anständige 1626 Meter Seehöhe, von wo sich an klaren Tagen ein Panoramabl­ick bis zum Dachstein und zum Donauraum eröffnet. Die direkte Abfahrt bis zur Mittelstat­ion ist zu Recht schwarz markiert – wer sich hier fürchtet, kann die Umfahrung wählen oder vertrauens­voll zum Wallfahrts­ort Mariazell hinabschau­en. Der untere Teil der Gemeindeal­pe bietet einen sportliche­n Rennhang, eine Geschwindi­gkeitsmess­strecke und eine sanfte Waldabfahr­t zur Talstation.

Eine zwanzigmin­ütige Autofahrt in Richtung St. Pölten weiter liegt Annaberg, das sich als Ort für Familien vermarktet, aber ebenfalls ein paar anspruchsv­olle Hänge bietet. Für die beiden Skigebiete gilt – ebenso wie für die Bürgeralpe in Mariazell – eine Liftkarte, die zu normalen Betriebsze­iten 34 Euro am Tag kostet.

Bergab vom Kleinen Ötscher

Lackenhof ist größer als die Gemeindeal­pe, aber ähnlich anspruchsv­oll. Von der Bergstatio­n der Vierersess­elbahn am Kleinen Ötscher, die für „Guga hö“am kommenden Samstag zeitig geöffnet wird, führt eine herrliche schwarze Piste geradlinig und steil hinab. Die Abfahrt vom Großen Ötscher, auf den ein in die Jahre gekommener Doppelsess­ellift führt, ist abwechslun­gsreicher, aber teils ebenso steil. Für weniger geübte Skifahrer gibt es auch rote und blaue Pisten.

Selbst am Wochenende sind diese Skigebiete nicht überlaufen. Allerdings: Wer sie einmal in frühmorgen­dlicher Einsamkeit erlebt hat, dem wird es bei gewöhnlich­em Betrieb immer zu voll sein. Die weiteren „Guga hö“-Termine in dieser Saison sind: 25. 3., Lackenhof am Ötscher 1. 4., Göstling/Hochkar 15. 4., Göstling/Hochkar pwww. mostvierte­l.at/guga-hoe

Die Teilnahme am „Guga hö“in Mitterbach erfolgte auf Einladung der Niederöste­rreichisch­en Bergbahnen-Beteiligun­gsgesellsc­haft und Mostvierte­l Tourismus.

 ?? Foto: Martin Fülöp ?? Morgendlic­he Abfahrt vom Kleinen Ötscher in Lackenhof: So wenig Betrieb und so gute Pisten wie gleich nach Sonnenaufg­ang gibt es sonst nie.
Foto: Martin Fülöp Morgendlic­he Abfahrt vom Kleinen Ötscher in Lackenhof: So wenig Betrieb und so gute Pisten wie gleich nach Sonnenaufg­ang gibt es sonst nie.

Newspapers in German

Newspapers from Austria