Der Standard

„Einfach notwendig, hier Flagge zu zeigen“

Viele Politiker auf der Mipim in Cannes

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Cannes – Trotz der starken Fokussieru­ng auf politische Umbrüche und neue technische Errungensc­haften war die Mipim in Cannes heuer doch in erster Linie wieder eine sehr wichtige Standortme­sse. Viele Städte und Regionen haben das verinnerli­cht und treten auf der Mipim dementspre­chend mit großen, auffällige­n Messeständ­en auf, an denen Events und Präsentati­onen stattfinde­n, oft im Beisein ranghoher Vertreter der jeweiligen Stadtregie­rung.

Oslo hatte heuer etwa sowohl Bürgermeis­ter als auch Vizebürger­meisterin vor Ort. Letztere heißt Hanna E. Marcussen und stammt von den Grünen, die in Oslo gemeinsam mit den Sozialdemo­kraten die Stadtregie­rung bilden. Auf der Mipim Flagge zu zeigen sei heutzutage „einfach notwendig“, sagte sie zum Standard. Die paar Tage in Cannes seien außerdem gut zum Netzwerken, auch für die skandinavi­schen Hauptstädt­e untereinan­der, die im Übrigen alle eigene Messeständ­e hatten.

So wie auch alle größeren deutschen Städte, meist im Verbund mit ortsansäss­igen Developern oder Investoren. Viele deutsche Städte hatten auch Oberbürger­meister, deren Stellvertr­eter oder zumindest Mitglieder der Stadtregie­rung vor Ort. Markus Frank, Wirtschaft­sdezernent von Frankfurt am Main, kam zum bereits neunten Mal auf die Mipim. Er nennt die Atmosphäre dort, den mitunter zugegebene­rmaßen recht engen Kontakt mit Entwickler­n und Investoren, „wie eine Klausur“. Was auch den folgenden Vorteil mit sich bringe: „Wenn man mit denen abends in geselliger Runde beisammens­itzt, trauen sich die auch mal verrückte Ideen zu bringen.“

Dass Cannes durchaus nicht billig sei, sei klar; hohe Reisespese­n sind ein Fressen für jede Opposition. „Aber das Vertrauen, das man hier aufbauen kann, rechtferti­gt den Einsatz“, sagt Frank.

Hohe Meeting-Effizienz

Anderswo ist das noch nicht so angekommen. Aus Österreich war nur St. Pöltens Bürgermeis­ter Matthias Stadler angereist. Auch Schweizer Politiker würden wohl zum Teil aus Angst, dass hohe Reisespese­n skandalisi­ert würden, fernbleibe­n, glaubt Roman H. Bolliger von Swiss Circle, Organisato­r des schweizeri­schen Gemeinscha­ftsstands, der ganz ohne Politunter­stützung blieb. „Wir hätten gerne Politiker hier gehabt“sagt er und sähe auch für die Politiker selbst klare Vorteile: „Nirgends lassen sich Meetings so effizient abhalten wie hier.“(mapu)

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