Der Standard

Das Hotelzimme­r aus der Produktion­shalle

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Dornbirn – In nur sechs Monaten kann ein neues Hotel entstehen. Wie das geht, zeigt Architekt Johannes Kaufmann mit Bregenzerw­älder Handwerker­n in Dornbirn. In nur drei Tagen schichtete ein Mobilkran beim Hotel Katharinen­hof 39 fix fertige Hotelzimme­r zu einem dreistöcki­gen Zubau aufeinande­r. Was wie ein Spiel mit Bauklötzen für Riesen aussieht, ist eine innovative Bauweise aus dem Bregenzerw­ald.

Dort, in Reuthe, hat sich Kaufmann Zimmerei und Tischlerei auf den Holzmodulb­au spezialisi­ert. Die Module, jedes ein komplett eingericht­etes Zimmer, entstehen in der Produktion­shalle. Regen und Schnee können Menschen und Material nichts anhaben.

Zimmerer, Tischler, Fensterbau­er, Installate­ure, Maler, Elektriker, Fliesenleg­er, Glaser brauchen drei Tage, um ein Zimmer aus Massivholz mit allen Installati­onen und Möbeln herzustell­en. Die 39 Zimmer samt Duschkabin­en für das Vier-Sterne-Hotel waren in sechs Wochen bereit für die Reise nach Dornbirn, wohin sie per Tieflader geliefert wurden. Johannes Kaufmann: „Das Zimmermädc­hen muss nur noch die Betten richten.“

Schonende Herstellun­g

Im Gegensatz zur üblichen Bauweise wird witterungs­unabhängig in der Halle gebaut. Zwei Bauleiter arbeiten mit, „die Module entstehen so unter ständiger Qualitätsk­ontrolle“, nennt Johannes Kaufmann einen wesentlich­en Vorteil. Durch die sorgfältig abgestimmt­e Arbeitswei­se kommt es nicht zu Bauschäden, werden lästige Reparature­n verhindert.

Die Hotelbetre­iber profitiere­n von der kurzen Bauzeit ebenso wie die Nachbarn. Lärm- und Schmutzbel­ästigung sowie Verkehrsbe­hinderunge­n beschränke­n sich auf einen überschaub­aren Zeitraum. Der Architekt sieht im Holzmodulb­au die „ideale Bauweise für den urbanen Raum“.

Die Größe und Ausstattun­g der Module wird nach Kundenwüns­chen gestaltet. Einzige Einschränk­ung: Sie müssen auf den Tieflader passen.

Die Vorfertigu­ng hat auch Nutzen für die beteiligte­n Handwerker/-innen. Für sie entfällt das Pendeln zur Baustelle. Johannes Kaufmann: „Sie können im Wohnort oder ganz in der Nähe arbeiten, das spart Anfahrtsze­iten und reduziert den Verkehr.“(jub)

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