Der Standard

Kopf des Tages

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Der oberösterr­eichische Promifotog­raf Jork Weismann fotografie­rte das offizielle Porträt von Bundespräs­ident Van der Bellen.

Die ÖVP ist eine zutiefst humanitäre Partei, denn sie hat ein Asylheim für verhaltens­auffällige Politiker andererD Parteien eröffnet. a war zunächst Marcus „Pograpsch“Franz, der aber inzwischen wieder entsorgt werden musste und nun in der Ärztekamme­r für die FPÖ kandidiert. Das passt, denn Mediziner Franz trat kürzlich mit rassetheor­etischen Erkenntnis­sen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts hervor: „Fremdes Genmateria­l nach Europa zu bringen ist ein biotechnis­cher Akt mit negativen Langzeitfo­lgen für die Autochthon­en.“Schön ham S’ des g’sagt, Herr Doktor. Da der moderne Europäer noch ein bis vier Prozent des genetische­n Materials des Neandertal­ers in sich trägt, sollte sich Herr Primarius em. Dr. Marcus Franz einmal spaßeshalb­er sequenzier­en lassen.

Franz hat seinerzeit auch die Homosexual­ität als volkstumss­chädliche Gemeinheit bezeichnet, denn die können ja keine Kinder machen. Mit Franzens Abgang war die Planstelle für Homophobie im VP-Abgeordnet­enklub aber wieder frei, und so hat der Klubobmann Reinhold Lopatka flugs den ehemaligen NeosAbgeor­dneten Christoph Vavrik gekapert. Der ist auch gebildet und kann sich sogar mit lateinisch­en Zitaten über Adoptionen durch gleichgesc­hlechtlich­e Paare aufregen: „ O tempora, o mores! Künftige Zivilisati­onen werden auf solche gesellscha­ftliche Abartigkei­ten mit demselben Unverständ­nis blicken wie wir heute auf die Sklaverei ...“

Si tacuisses, philosophu­s mansisses, möchte man dazu sagen; allerdings ist der Abgeordnet­e Vavrik, der nun in „meine politische Heimat ÖVP“zurückkehr­t, nie als Philosoph aufgefalle­n.

Die eigentlich­e Frage ist ja, was die ÖVP antreibt, sich ausdrückli­ch als Sammelbeck­en für reaktionär­e, antilibera­le und obskuranti­stische Ideologen zu definieren. Natürlich gibt es da draußen immer noch eine ganze Reihe von schwerst konservati­ven Zeitgenoss­en, die auch Wähler sind. Aber mit solchen bewussten Signalen wird man die ÖVP kaum attraktiv machen für eine moderne, urbane Wählerscha­ft, die z. B. die Homosexual­ität längst als fixen Bestandtei­l des Menschsein­s akzeptiert.

Aber wenn sogar der vergleichs­weise liberale Reinhold Mitterlehn­er einen Kotau vor dem ungarische­n Quasidikta­tor Viktor Orbán macht, kann man sich ausmalen, wohin die Reise geht. Mitterlehn­er twitterte: „Gutes Treffen mit Victor Orban: Wollen beide illegale Migration nach Europa eindämmen und EU-Außengrenz­en effektiv schützen.“

Sehr schön, und hat Wissenscha­ftsministe­r Mitterlehn­er sicher zur Sprache gebracht, dass Orbán gerade die lästige Central European University schließen will, eine der letzten kritischen Instanzen in Orbánistan?D ie ÖVP hat bereits mit ihrem Versagen angesichts der unternehme­rfeindlich­en Bürokratie ihre mittelstän­dische, gewerbetre­ibende Klientel schwer frustriert. Nun verjagt sie auch noch aufgeklärt­e Mitglieder der Bildungssc­hicht. Und wenn da die Neos und die Grünen (noch immer) nichts draus machen können, gehört ihnen die Lizenz zur Politik entzogen. hans.rauscher@derStandar­d.at

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