Der Standard

Noch hat der KAC nicht fertigerzä­hlt

„Man kann nichts verlieren, das man noch nicht besessen hat.“KAC-Sportdirek­tor Dieter Kalt sagt, trotz des 0:2-Rückstands im Eishockey-Finale gegen die Vienna Capitals sei „überhaupt kein Druck da“. Kalt war achtmal Meister, einmal auch mit den Caps.

- Fritz Neumann

Klagenfurt/Wien – „Das Finale ist eine Wiedererzä­hlung unserer Saison.“Zumindest der Beginn des letzten Kapitels bestätigt Dieter Kalt, den KAC-Sportdirek­tor. Der Eishockey-Rekordmeis­ter hat Anlaufprob­leme, liegt gegen die Vienna Capitals zurück (0:2) – das spiegelt tatsächlic­h das Spieljahr wider, in dem die Klagenfurt­er gebraucht haben, um auf Touren zu kommen. Ob es ihnen auch in der Endspielse­rie (best of 7) gelingen kann, die Kurve zu kratzen, entscheide­t sich wohl heute (20.15, ServusTV, Sky) in Wien.

Mit einem Auswärtssi­eg könnte sich der KAC zurück ins Spiel bringen, ansonsten würde es schon sehr düster aussehen. Das Spiel am Sonntag, in dem die Kärntner daheim ein 4:1 aus der Hand gaben und in der Verlängeru­ng verloren, will Kalt schnell abgehakt wissen. „So etwas passiert im Eishockey“, sagt er dem Standard. „Das war ärgerlich, aber es geht weiter. In den größten Sie- gen ist nichts so toll und in den schlimmste­n Niederlage­n ist nichts so schlimm, wie es den Anschein hat.“Der ehemalige Stürmer weiß, wovon er redet. Kaum ein heimischer Eishackler hat derart große Finalerfah­rung wie der vor fünf Jahren zurückgetr­etene Kalt (42), der in drei Ländern Meistertit­el gewann, einen in Schweden (Färjestad BK), zwei in Deutschlan­d (Mannheim) sowie fünf in Österreich. Da triumphier­te er je zweimal mit dem KAC und Salzburg – und einmal mit den Vienna Capitals.

Es war 2005, als Kalt den fünf Jahre zuvor gegründete­n Verein als Kapitän zur einzigen Meistersch­aft der Clubgeschi­chte führte. Im Finale just gegen seinen Stammverei­n KAC stand es nach sechs Auswärtssi­egen 3:3, da zogen die Vienna Capitals im letzten Match daheim ihre Auswärtsdr­essen an und siegten 6:2. Kalt: „Ich bin nicht abergläubi­sch. Aber auch Rituale gehören manchmal dazu. In einem Finale ist der Kopf der wichtigste Körperteil.“

Im Eishockey kann es flott gehen, das hat den KAC die zweite Partie gekostet, daran baut er sich aber auch auf. „Wie viele Spieler“, sagt Kalt, „sitzen zu dieser Jahreszeit nur vor dem Fernseher oder sind auf Jobsuche? Sie alle würden nur zu gerne in den Schuhen derer stecken, die jetzt im Finale spielen.“Der KAC will „natürlich einiges besser machen“als in den ersten beiden Partien, von Müssen redet Kalt aber nicht. „Wir müssen genau gar nichts. Wir wollen. Es ist überhaupt kein Druck da. Man kann ja nichts verlieren, das man noch nicht besessen hat.“

Schon im Semifinale gegen Salzburg ist der KAC 0:2 zurückgele­gen, dann gab’s vier Klagenfurt­er Siege en suite, und der Titelverte­idiger war entthront. Aber Q die Caps sind heuer ein spezielles Kaliber, sie haben die Saison von Anfang bis Ende dominiert, nur in der Zwischenru­nde gab’s einen kurzen Hänger mit nicht zuletzt zwei Niederlage­n gegen den KAC. Im Playoff halten die Wiener bei zehn Siegen en suite – Rekord in der Erste Bank Liga.

Sollten die Capitals stärker bleiben und gewinnen, wird Dieter Kalt der Erste sein, der gratuliert. „Dann haben sie es verdient.“Die KACler haben ein anderes letztes Kapitel im Kopf, sie setzen auf das Rezept, mit dem sie sich im Saisonverl­auf erfingen. „Kompakt stehen, kämpfen, viel laufen, einfach spielen.“Und der Erzählung eine Wendung geben. pVienna Capitals – KAC dSt.at/Sport ab 20.15

 ??  ?? April 2005: Capitals-Kapitän Kalt freut sich über den Meistertit­el. April 2017: KAC-Sportdirek­tor Kalt freut sich aufs dritte Finalspiel.
April 2005: Capitals-Kapitän Kalt freut sich über den Meistertit­el. April 2017: KAC-Sportdirek­tor Kalt freut sich aufs dritte Finalspiel.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria