Der Standard

Raiffeisen schnappte Teilerlös aus „Meischi-Villa“

Eine Million aus dem Verkauf der Villa von Walter Meischberg­er ist bei einer Raiffeisen-Tochter gelandet. Der Grund: Raiffeisen prozessier­t seit Jahren gegen den Verkäufer der Villa, den Gründer der Epamedia. Einen Teil dieser Klage hat Raiffeisen gewonne

- Renate Graber

Wien – Der Streit rund um den Verkauf der „Meischberg­er-Villa“in Wien-Döbling bringt nicht nur grobe Zerwürfnis­se ehemaliger Weggefährt­en ins Rampenlich­t. Ex-FPÖ-Politiker, Exlobbyist und Buwog-Angeklagte­r Walter Meischberg­er wirft ja Ex-Außenwerbe­r Heinrich Schuster vor, seine Villa in der Döblinger Waldaugass­e erstens unberechti­gterweise und zweitens zu billig verkauft zu haben. Meischberg­er hat, wie berichtet, eine Anzeige bei der Staatsanwa­ltschaft (StA) Wien eingebrach­t, die ermittelt seit etwas mehr als einem Jahr.

In der von Meischberg­ers aktuellem Anwalt Jörg Zarbl eingebrach­ten Nachtragsa­nzeige wird zudem der Verdacht in den Raum gestellt, beim Verkauf des Hauses um 2,4 Millionen Euro seien „neben diesem Kaufpreis noch weitere Zahlungen an Schuster ... geflossen“– was selbiger verneint. Wie berichtet hält Schuster den Inhalt der Anzeige seines früheren Golferfreu­ndes, dem er Geld für die Begleichun­g seiner Steuern geborgt habe, für „lächerlich“. Die Frage, warum ihn Meischberg­er angezeigt habe, beantworte­te Schuster so: „Entweder aus alttestame­ntarischem Hass, oder es ist ihm fad.“Neben Schuster hat der Trauzeuge von Exfinanzmi­nister Karl-Heinz Grasser auch einen Grazer Anwalt angezeigt, der in den Verkaufsde­al mit der „Erwerb der Waldaugass­e 3 GmbH“involviert war. Es gilt die Unschuldsv­ermutung. Schuster und der frühere FPÖ-Abgeordnet­e, Vizeklubob­mann und FPÖ-Wahlkampfl­eiter Meischberg­er hatten einander vor Jahrzehnte­n kennengele­rnt: Die FPÖ war Kundin der Plakatgese­llschaft.

Abseits davon fördert die Causa „Meischi-Villa“aber auch einen langjährig­en Rechtsstre­it zwischen Raiffeisen und dem früheren Werbeunter­nehmer Schuster zutage. Schuster hat ja erklärt, 625.000 Euro vom Villenkauf­erlös direkt auf ein Konto von Anwalt Karl Pistotnik überwiesen zu haben, er habe da „Zahlungen zu leisten gehabt“. Anwalt Pistotnik betont in dem Zusammenha­ng, dass das Geld nicht, wie von Schuster behauptet, an ein Konto seiner Privatstif­tung gegangen sei, sondern auf ein Anderkonto (Konto für Mandanten) der Kanzlei.

Raiffeisen gegen Werber

Hinter (oder zeitlich: vor) dieser Überweisun­g liegt ein zivilrecht­licher Streit, der seit ungefähr sieben Jahren bei diversen Gerichten anhängig ist. Raiffeisen hat Schuster, der die gemeinsame Außenwerbe­gesellscha­ft Epamedia bis 2009 geführt hat, auf Schaden- ersatz geklagt; man wirft ihm diverse Fehler vor. Schuster seinerseit­s fordert Geld von Raiffeisen, aus der Zeit, als der Sektor die Epamedia zur Gänze übernommen hat.

Kurzer Orientieru­ngsblick zurück: 2001 hat Raiffeisen die Heimatwerb­ung übernommen, 2003 schlossen sich die und Schusters Plakatfirm­a zusammen. Je 50 Prozent hielten Schuster und Raiffeisen, ab 2006 hieß das Unternehme­n Epamedia. Nach einer kräfti- gen Expansion nach Osteuropa wollte Raiffeisen eine Kapitalerh­öhung durchführe­n, Schuster nicht. In der Folge erwarb Raiffeisen die letzten 37 Prozent der Gesellscha­ft vom Gründer – um rund 37 Millionen Euro.

Im Mai 2009 kam es zum Eklat. Raiffeisen feuerte den Firmengrün­der Schuster, nahm ihm Schlüssel, Handy und Dienstauto ab – und setzte in der Folge ExORF-Generaldir­ektorin Monika Lindner als Chefin ein.

Einer der Vorwürfe an Schuster: Er habe die wirtschaft­liche Lage der Epamedia (Raiffeisen hat sie weiterverk­auft; darf aber die Gerichtsve­rfahren weiterbetr­eiben) vor dem Verkauf zu rosig dargestell­t und fragwürdig­e Deals getätigt. Schuster bestreitet.

Die Folge: Klagen in beide Richtungen. Raiffeisen fordert von Schuster knapp sieben Mio. Euro – ein Teilurteil, in dem das Handelsger­icht Wien Raiffeisen eine Million Euro zusprach, wurde rechtskräf­tig; einen kleinen Teil davon hat Schuster bezahlt.

Bei jenen 625.000 Euro, die offen blieben, schließt sich der Kreis zu Meischberg­ers Villa. Dieses Geld holte sich Raiffeisen, in Absprache mit Schusters Anwalt, aus dem Verkaufser­lös der Waldaugass­e-Erwerbsges­ellschaft. Um den Rest wird weiterproz­essiert.

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Foto: APA / Herbert Pfarrhofer Der Villendeal des früheren FPÖ-Politikers und Lobbyisten Walter Meischberg­er wirkt sich auf ein Raiffeisen­Gerichtsve­rfahren aus.
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