Der Standard

Amtswege im Netz

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Es wäre völlig ungerecht zu behaupten, dass sich in Österreich am Verhältnis zwischen Bürger und Behörde nichts geändert hätte. Aus düsteren Ämtern sind helle Servicebet­riebe geworden, aus gestrengen Beamten freundlich­e Dienstleis­ter, deren einziges Bestreben es ist, dir, Staatsbürg­erlein, weiterzuhe­lfen. Oder?

Im Ernst, bei sich zuletzt zufällig ballenden Kontakten mit unterschie­dlichen Stellen der öffentlich­en Verwaltung konnte die Betroffene feststelle­n: Alle sind freundlich. Sicher, irgendwo wird schon ein Ekel herumsitze­n, das gerne Leut’ sekkiert, aber mir ist er oder sie eben nicht untergekom­men.

Warum wird man trotzdem nicht glücklich, wenn man mit dem zu tun hat, was früher Ob- rigkeit genannt wurde? Was ist es, das aus einem mündigen Menschen einen der Hilfe bedürftige­n Bittstelle­r macht? Na ja, es genügt eben nicht, in einem System nur das Personal auszutausc­hen. System bleibt System: in unserem Fall ein Untertanen­staat mit starkem byzantinis­chem Extrakt. Die Vorschrift­en sind ebenso streng wie undurchsch­aubar.

Und der technologi­sche Fortschrit­t scheint den Byzantinis­mus nicht etwa zu transzendi­eren, sondern zu zementiere­n. Auf dem modernen Amtsweg durch eines der öffentlich­en Internetpo­rtale geht es oft direkt ins Labyrinth: Und dann braucht es einen netten Beamten, äh, Vertragsbe­diensteten, der einen via Telefon wieder herausholt.

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