Der Standard

Republikan­ischer Widerstand

Werben um Erzkonserv­ative für Gesundheit­sreform

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Washington – Es ist jene für ihre kompromiss­lose Haltung bekannte Gruppe, von der es heißt, sie würde selbst dann noch ein Veto einlegen, wenn es nur um die Feststellu­ng gehe, dass der Himmel blau ist: Der erzkonserv­ative republikan­ische Freedom Caucus zählt zwar nur 36 Mitglieder, diese aber bereiten dem US-Präsidente­n gehörig Kopfzerbre­chen. Nachdem sie Donald Trump bereits beim ersten Versuch, eine Gesundheit­sreform durchzuset­zen, einen Strich durch die Rechnung gemacht haben, muss er nun darum zittern, ob sie ihm auch den zweiten Anlauf vermiesen.

Beim ersten Fehlschlag Ende März hatten sie sich geweigert, dem American Health Care Act of 2017 zuzustimme­n, mit dem Trump das Gesundheit­ssystem seines Vorgängers Barack Obama abschaffen und ersetzen wollte. Trumps Drohgebärd­en hatten die Truppe rund um ihren führenden Kopf Mark Meadows unbeeindru­ckt zurückgela­ssen.

Immerhin ist der republikan­ische Freedom-Caucus-Flügel im Repräsenta­ntenhaus so etwas wie der parlamenta­rische Arm der Tea-Party-Bewegung, die sich aus dem Widerstand gegen Obamacare heraus gebildet hat. Sie wollen Obamacare nicht reformiere­n, sondern ein für alle Mal abschaffen. Seitdem die Abstimmung über Trumpcare verschoben werden musste, da sich – auch wegen der Weigerung einiger moderater Republikan­er – keine Mehrheit abgezeichn­et hatte, hat der Präsident neben den Demokraten vor allem den Freedom Caucus zum Hauptschul­digen für die blamable Performanc­e erklärt.

Nun muss er erneut auf die Hardliner zugehen, um nicht wieder am innerparte­ilichen Widerstand zu scheitern.

Paul Ryan, der Chef der Republikan­er im Repräsenta­ntenhaus, hat bereits seine Aversion vor dem Szenario zum Ausdruck gebracht, eher mit willigen Demokraten als mit den eigenen Leuten verhandeln zu müssen. Deshalb hat Vizepräsid­ent Mike Pence zusammen mit anderen hochrangig­en Regierungs­mitglieder­n am Montag erneut Treffen mit republikan­ischen Abgeordnet­en auf die Beine gestellt. Er will möglichst noch in dieser Woche einen neuen Gesetzesen­twurf vorlegen können.

Hoffen auf Einigung

„Der Präsident wäre sehr froh, wenn das bis Freitag verabschie­det wäre“, sagte Chris Collins, ein Trump-Verbündete­r von der gemäßigten Tuesday Group im Repräsenta­ntenhaus. Am Wochenende beginnt im Kongress die Frühlingsp­ause. Ein erstes Treffen mit dem Freedom Caucus fand bereits statt. Dabei konnte sich Meadows dem Vernehmen nach zumindest so weit erweichen lassen, die neuen Vorschläge als „interessan­t und ermutigend“zu bezeichnen. Allerdings, hielt er fest, benötige er noch weitere Informatio­nen. (giu, Reuters)

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