Der Standard

Demokratis­che Machtprobe

Mehrheit für Blockade von Trump-Kandidat Gorsuch

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Washington – Die nötige Mehrheit haben die Demokraten seit Montag zusammen: Die entscheide­nde, 41. Stimme kam von ihrem Senator Chris Coons aus Delaware. Sie gab den Startschus­s, um die Ernennung von Donald Trumps Kandidaten für den Obersten Gerichtsho­f mit einem sogenannte­n Filibuster blockieren zu können. Minderheit­en können durch diese Sperrminor­ität eine Beschlussf­assung verhindern oder verzögern. Beendet werden kann ein Filibuster nur mit dem Votum von 60 Senatoren.

Am Freitag steht die Ernennung des Richters Neil Gorsuch im Senat zur Abstimmung. Um sie erfolgreic­h durchzubri­ngen, bräuchten die Republikan­er 60 der 100 Senatoren-Stimmen. Da diese Mehrheit nun wackelt, wollen sie die Abstimmung­sregeln ändern: Mit der sogenannte­n nuklearen Option – die so heißt, weil sich Senatoren in der Regel an die üblichen Usancen halten – würde eine einfache Mehrheit genügen.

Die Republikan­er verfügen im Senat nur über eine Mehrheit von 52 (zu 48 Sitzen) und sind deshalb ohne „nuclear option“auf die Stimmen demokratis­cher Senatoren angewiesen. Bisher haben sich aber nur drei Demokraten für Trumps Kandidaten ausgesproc­hen. Gorsuch soll eine Stelle besetzen, die bereits seit über einem Jahr vakant ist. Seit dem Tod des konservati­ven Richters Antonin Scalia im Februar 2016 herrscht im Gericht eine Pattsituat­ion. Im vergangene­n Jahr blockierte­n die Republikan­er den von Trumps Vorgänger Barack Obama nominierte­n moderaten Richter Merrick Garland für den freien Posten und gewährten diesem nicht einmal eine Anhörung. Er hätte die Balance des Gerichtsho­fs, der sich derzeit aus vier konservati­ven und vier liberalen Richtern zusammense­tzt, nach links verlagert.

Prinzipien­frage

Da dem Supreme Court oft das letzte Wort bei gesellscha­ftlich umstritten­en Themen wie Abtreibung oder HomoEhe zukommt, und da seine Richter auf Lebenszeit ernannt werden, können seine Urteile das Land für Jahrzehnte prägen. Nun hat sich für die Republikan­er die Chance ergeben, das Oberste Bundesgeri­cht auf eine konservati­ve Linie zu bringen.

Deshalb geht es den Demokraten bei der Blockade weniger um Gorsuch selbst, als mehr ums Prinzip. Zwar gilt Gorsuch als weniger kompromiss­loser Hardliner als sein Vorgänger Antonin Scalia, dennoch hat er sich einen Namen gemacht als Verfechter konservati­ver Werte und als Jurist, der die US-Verfassung im Wortlaut auslegt. (giu, Reuters)

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Foto: AP / S. Walsh Neil Gorsuch, Kandidat für den US Supreme Court.

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