Der Standard

Boku: Charisma-Fragen und schiefe Meinungsbi­lder

Beschwerde gegen Vorschlag für Rektorswah­l, weil „diskrimini­erende Faktoren nicht auszuschli­eßen sind“

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Wien – Die Rektorswah­l an der Universitä­t für Bodenkultu­r (Boku) musste aufgrund einer Beschwerde des Arbeitskre­ises für Gleichbeha­ndlungsfra­gen (AKGL) auf unbestimmt­e Zeit verschoben werden ( der STANDARD berichtete). Der Einspruch richtet sich gegen den vom Senat an den Unirat weitergele­iteten Dreiervors­chlag. Nun ist die Schiedsste­lle am Zug.

Die Vorsitzend­e des AKGL, Cornelia Kasper, wollte dazu keinen Kommentar abgeben, die Causa sei vertraulic­h. Dem STANDARD liegt aber die mit 28. März datierte Beschwerde vor. Darin ist zu lesen, dass der AKGL zur Überzeugun­g gelangt sei, „dass diskrimini­erende Faktoren in der Entscheidu­ngsfindung durch den Senat nicht auszuschli­eßen sind“.

Beworben haben sich neun Personen (fünf Männer, vier Frauen). Auf den Dreiervors­chlag setzten die 18 stimmberec­htigten Senatsmitg­lieder Boku-Vizerektor Josef Glößl (14 Stimmen), die Vizedekani­n der Chemie-Fakultät der Uni Wien, Veronika Somoza (13 Stim- men), sowie Boku-Waldbau-Institutsl­eiter und Ex-Senatsvors­itzenden Hubert Hasenauer (zehn Stimmen). Der Vorschlag ist laut Gesetz ungereiht, der Unirat trifft daraus seine Wahl für den neuen Rektor oder die neue Rektorin.

In der Beschwerde heißt es nun, die Begründung der Dreierlist­e „enthält keinen systematis­chen, nachvollzi­ehbaren Vergleich der Qualifikat­ionen der einzelnen Be- werberInne­n und deckt sich nicht in den aufgezählt­en Qualifikat­ionskriter­ien mit dem Ausschreib­ungstext“. Die Qualifikat­ionen würden „wahllos entweder als besonders positiv oder auch als besonders negativ hervorgeho­ben, es wird offensicht­lich die Meinung einzelner Senatsmitg­lieder wiedergege­ben, subjektive Einschätzu­ngen (,wenig charismati­sches Auftreten‘) als Begrün- dung für die Nichteignu­ng einer Kandidatin herangezog­en“.

Der Vorschlag sei aufgrund der „subjektive­n Darstellun­g und unschlüssi­gen Gewichtung­en ... nicht nachvollzi­ehbar“, man habe Grund, „benachteil­igende Differenzi­erungen“anzunehmen, wodurch „Kandidatin­nen gegenüber den Kandidaten durch die Entscheidu­ng des Senats eine weniger günstige Behandlung erfahren haben. Der AKGL kann daher eine Diskrimini­erung von Kandidatin­nen auf Grund des Geschlecht­s nicht ausschließ­en.“

Es folgt der Hinweis, dass der AKGL bereits am 1. März auf die „Einbeziehu­ng einer Personalbe­ratung ... zur Objektivie­rung des Wahlverfah­rens“hingewiese­n habe, was der Unirat abgelehnt habe.

Wie berichtet, stoßen sich auch mehrere Senatsmitg­lieder in einer E-Mail an den Unirat an der Begründung der Dreierlist­e. Diese divergiere inhaltlich deutlich vom „Meinungsbi­ld“und dem „von einer deutlichen Mehrheit getragenen Ergebnis“im Senat. (nim)

 ?? Fotos: Boku/Newald, Uni Wien, Boku ?? Boku-Vizerektor Josef Glößl (li.), Veronika Somoza, Vizedekani­n der Fakultät für Chemie der Uni Wien, und Hubert Hasenauer, Professor für Waldbau an der Boku, wollen die Boku ab Februar 2018 leiten.
Fotos: Boku/Newald, Uni Wien, Boku Boku-Vizerektor Josef Glößl (li.), Veronika Somoza, Vizedekani­n der Fakultät für Chemie der Uni Wien, und Hubert Hasenauer, Professor für Waldbau an der Boku, wollen die Boku ab Februar 2018 leiten.
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