Der Standard

Eine Fristlose und ein Polizeiein­satz

Der krankgesch­riebene Chef der burgenländ­ischen Krankenans­talten wurde von Anwälten des Landes daheim von seiner Fristlosen verständig­t. Der burgenländ­ische Besuch im niederöste­rreichisch­en Gloggnitz eskalierte zu einem Polizeiein­satz.

- Wolfgang Weisgram

Eisenstadt – Dass René Schnedl, der erst 2014 für fünf Jahre bestellte Geschäftsf­ührer der burgenländ­ischen Krankenans­talten GmbH (Krages), vor der Ablöse stand, war kein großes Geheimnis mehr. Der Eigentümer, zu 100 Prozent das Land, begegnete Schnedl zunehmend ungnädiger. Dass der Hinauswurf am Montag aber bis zu einer Polizeiakt­ion eskalierte, war dann doch überrasche­nd.

Schnedl war – seit zweieinhal­b Wochen lief eine Sonderprüf­ung in der Krages – im Krankensta­nd. Der Leiter der Krages-Rechtsabte­ilung, Yalcin Duran, suchte ihn also mit aktuellen Bürounterl­agen – „der Posteinlau­f in der Hauptsache“– daheim im niederöste­rreichisch­en Gloggnitz auf.

„Da tauchten“, erzählt Duran dem Standard, „zwei Anwälte des Landes auf.“Sie müssten alle Unterlagen holen und den Dienstwage­n. „Ich bin hinausgega­ngen und hab gesagt: Machen wir einen Termin aus, dann kriegts ihr alles. Hinein dürft ihr nicht.“Aber sie insistiert­en, einer habe ihn gar zur Seite schieben wollen. „So was habe ich bisher nur in amerikanis­chen Anwaltsser­ien gesehen.“

Schließlic­h habe man die Polizei zu Hilfe rufen müssen. Kurz bevor die Beamten des Gloggnitze­r Postens auftauchte­n, seien die beiden – das dann doch einvernehm­lich – mit dem Dienstauto abgezogen. Nicht, ohne auch dem Chef der Rechtsabte­ilung mitzuteile­n: „Sie sind auch entlassen.“

Die Polizei nahm, so Duran, eine Anzeige wegen versuchten Hausfrie- densbruchs auf. Und demnächst werden zwei Klagen beim Arbeitsger­icht eingehen. Denn René Schnedl und Yalcin Duran wurden aus ihrem Fünfjahres­vertrag – der keine Kündigungs­klausel enthält – fristlos entlassen. Dass dafür gute Argumente nötig sein werden, ist allen Beteiligte­n klar. Dass es diese gebe, sickert im Eisenstädt­er Landhaus zwar durch. Gesundheit­slandesrat Norbert Darabos (SPÖ) sagt aber vorderhand gar nichts. Und das Büro von Landeshaup­tmann Hans Niessl verweist diesbezügl­ich aufs Darabosbür­o. Und auf dem Gang dazwischen hört man, dass bei den Prüfungen „gravierend­e Verfehlung­en“zutage gekommen wären. Insgesamt sei aber – von beiden Seiten – Stillschwe­igen vereinbart worden.

In der Krages – Dachgesell­schaft von 2600 Mitarbeite­rn in vier Spitälern und drei Pflegeheim­en – knirscht es jedenfalls schon länger. Der Geschäftsf­ührer habe sich immer wieder gegen Wünsche quergelegt, die der Eigentümer auf sozusagen kurzem Weg erfüllt haben wollte. Zum Beispiel eine zwischen dem Land und dem Betriebsra­t zwar vereinbart­e, nicht aber von den zuständige­n Gesellscha­ftsorganen beschlosse­ne Gehalterhö­hung. Oder ähnliches Paragrafen­reiten bei der unlängst vom Land geforderte­n Anstellung eines Prokuriste­n.

 ?? Foto: Krages ?? René Schnedl, Ex-Chef der pannonisch­en Spitäler.
Foto: Krages René Schnedl, Ex-Chef der pannonisch­en Spitäler.

Newspapers in German

Newspapers from Austria