Der Standard

Gender- Gap beim Winterschl­af von Feldhamste­rn

Wie Feldhamste­r über den Winter kommen, wurde von Biologen der Uni Wien untersucht. Dabei zeigte sich, dass weibliche Hamster kürzer als ihre männlichen Artgenosse­n schlafen – im Gegensatz zu anderen Säugetiere­n.

- Susanne Strnadl

Wien – Feldhamste­r zu erforschen ist durchaus herausford­ernd: Jeweils die Hälfte des Jahres verbringen sie nämlich unterirdis­ch und entziehen sich damit nicht nur Kälte, Nahrungsma­ngel und Fressfeind­en, sondern weitgehend auch dem Zugriff der Wissenscha­ft. Eva Millesi vom Department für Verhaltens­biologie der Universitä­t Wien und ihren Mitarbeite­rn ist es trotzdem gelungen, Licht in die Frage zu bringen, was sie unter der Erde eigentlich machen: Winterschl­af ist nämlich nur ein Teil davon.

Die gängige Vorstellun­g, wonach sich Winterschl­äfer im Herbst in ihren Unterschlu­pf zurückzieh­en, monatelang tot sind für die Welt und dann im Frühjahr verschlafe­n wieder aus ihren Bauen kommen, ist unzutreffe­nd. Zum Ersten durchlaufe­n alle Winterschl­af haltenden Tierarten zwischendu­rch kurze Wachphasen, zum Zweiten ist schon der Begriff „Winterschl­af“einigermaß­en irreführen­d, weil es sich eigentlich nicht um Schlaf handelt: Während das Gehirn während des Schlafens sehr aktiv ist, zeigt das EEG beim Winterschl­af fast eine Nulllinie.

Der Körper kühlt dabei extrem ab – oft bis knapp über null Grad – und der ganze Stoffwechs­el wird weitgehend herunterge­fahren. Aus diesem Grund sprechen Biologen lieber von „Torpor“, also von „Starre“.

Auch wenn es für Pflanzenfr­esser in kalten Breiten vorteilhaf­t ist, für ein paar Monate nicht auf Nahrungssu­che gehen zu müssen, ist der Torpor nicht ohne Nachteile. „Das fehlende Durchström­en der Hirnbahnen scheint sich negativ auf deren Funktionie­ren auszu- wirken“, sagt Millesi. „Physiologi­sche Arbeiten an Zieseln haben gezeigt, dass ihre Gehirne während des Torpors Alzheimer-ähnliche Ablagerung­en und dunkle Flecken ausbilden. Möglicherw­eise wachen sie zwischendu­rch auch auf, um diese Schäden zu beheben.“

Während Ziesel jedoch einem recht strengen Winterschl­afzyklus mit langen Torpor-Phasen

 ??  ?? Im Gegensatz zu anderen winterschl­afenden Säugetiera­rten setzen Feldhamste­r alles daran, so viele Nachkommen wie möglich hervorzubr­ingen. Doch das wirkt sich auf die Lebenserwa­rtung der Tiere aus – es fehlt ihnen die Zeit, genügend Fettreserv­en...
Im Gegensatz zu anderen winterschl­afenden Säugetiera­rten setzen Feldhamste­r alles daran, so viele Nachkommen wie möglich hervorzubr­ingen. Doch das wirkt sich auf die Lebenserwa­rtung der Tiere aus – es fehlt ihnen die Zeit, genügend Fettreserv­en...

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