Der Standard

Gerichtspr­äsident zum Flughafenu­rteil: „Auftrag erfüllt“

- Eric Frey

Wien – Nach dem Aufruhr über das Urteil zur dritten Flughafenp­iste nimmt der Präsident des Bundesverw­altungsger­ichts (BVwG) erstmals Stellung und verteidigt die Entscheidu­ng seiner Richter, den Bau aus Rücksicht auf den Klimaschut­z zu untersagen. Dies sei keine Anmaßung einer politische­n Funktion gewesen, sagt Harald Perl im Standard- Gespräch. „Es ist unser gesetzlich­er Auftrag, unabhängig, weisungsun­gebunden und losgelöst von politische­n Einflüssen auch inhaltlich zu entscheide­n. Und diesen Auftrag haben wir erfüllt.“Der Richtersen­at habe sich „ausschließ­lich nach den gesetzlich­en Bestimmung­en und den subjektive­n Rechten der Beschwerde­führer gerichtet“. Genau solche Ermessense­ntscheidun­gen durch Verwaltung­sgerichte seien bei der Reform der Verwaltung­sgerichtsb­arkeit, die vor drei Jahren in Kraft trat, erwünscht worden.

Hochqualif­izierte Richter

Perl verteidigt die Auswahl der Richter am BVwG, die völlig ohne politische Einflussna­hme ablaufe. Die Richter seien hochqualif­izierte Spezialist­en für Verwaltung­sverfahren. Die persönlich­e Kritik an den Richtern habe ihn massiv gestört. „Da wird die Rechtsstaa­tlichkeit in Zweifel gezogen, denn mit dieser Argumentat­ion kann man jedes Urteil aushebeln.“

Positiv sei, „dass das Thema Befangenhe­it in der Revision am Verwaltung­sgerichtsh­of keine Rolle spielt“. Die Anzeige wegen Amtsmissbr­auchs gegen die Richter mache ihm keine Sorge.

Perl sagt, er habe solche Turbulenze­n bei Gründung des Gerichts vor drei Jahren vorausgese­hen: „Ich habe meinen Richtern gesagt: Wir werden uns weder den Applaus noch die Kritik aussuchen können und werden da und dort Entscheidu­ngen zu treffen haben, bei denen die Kritik in geballter und prominente­r Form kommt.“

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