Der Standard

Die Flüchtling­spolitik und andere Kindergebu­rtstage

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Wien – Mit einem Video starten die Gebrüder Moped ihr neues Programm Keine Angst im Kabarett Niedermair. „Knusper, knusper knäuschen, raus aus unserem Häuschen!“Die Hexe aus Hänsel und Gretel ist eine Terroristi­n, und Frau Holle betreibt eine verantwort­ungslose Willkommen­spolitik. Diese Pechmarie hätte man ja gar nicht erst reinlassen dürfen. Und wo kommen wir da hin, wenn sich unsere Geißlein nachts nicht mehr aus dem Uhrkasten trauen? Die Brüder widmen den Abend den großen und kleinen Ängsten des Lebens – vor allem aber der vor ausländisc­hen Mitbürgern.

In Keine Angst sabotieren aufeinande­rprallende Weltanscha­uungen die Planung eines Kindergebu­rtstags, der zu einer Metapher für Flüchtling­spolitik und fehlende Integratio­n wird. Während man umständlic­h diskutiert, wer überhaupt kommen darf, ist die Party schon vorbei.

Hassposter trifft Pazifist

Franz Stanzl ist im Programm ein „besorgter Bürger“und dazu Hassposter, der gerne von „FakeNews“und der „Lügenpress­e“spricht. Martin Strecha-Derkics gibt den pazifistis­chen Veganer, der heimlich Kuhmilch trinkt und seiner sechsjähri­gen Tochter, ebenfalls vegan, Süßigkeite­n verbietet. Die Gebrüder sticheln sowohl ins rechte wie auch ins linke Eck der Klischees. Dafür haben sie sich audiovisue­lle Unterstütz­ung geholt, auch vom TV-Duo Stermann und Grissemann, für deren Show Willkommen Österreich sie regelmäßig Gags schreiben.

Keine Angst ist ein gut durchdacht­er Abend mit Substanz, der nicht nur auf schnelle Lacher abzielt. Trotzdem wirken die Witze wenig originell. Aber die Zuschauer lachen schallend und seufzen melancholi­sch, wenn die beiden Brüder über ihre Kindheit in den 1970ern witzeln. Die Gebrüder haben ihr Publikum gefunden. (ewa) pwww. niedermair.at

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