Der Standard

Nach dem Rechten sehen

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Es ist zu berichten über eine neue Form der Täter-Opfer-Umkehr. Wenn kritische Journalist­en Fragwürdig­es aufdecken, dann nennen das Politiker neuerdings Fake-News.

Dieses Phänomen hat jetzt – in leicht abgewandel­ter Form – vom Weißen Haus des Donald Trump seinen Weg ins Niederöste­rreichisch­e Landhaus des Erwin Pröll gefunden. Der scheidende Landeshaup­tmann hat nun zum zweiten Mal kritischen Medien, besonders dem ORF, mit Konsequenz­en gedroht. In Kurzfassun­g: Die Wochenzeit­ung Falter hat über einen Stiftungsf­onds für Pröll berichtet, der zwar gesetzmäßi­g, aber intranspar­ent ist. Daraufhin wütete der NÖ-ÖVP-Geschäftsf­ührer Bernhard Ebner, das seien Fake-News. Der Falter wird dagegen klagen. In der ZiB 2 sprach Armin Wolf Pröll darauf an und erntete einen Wutausbruc­h, der in der Drohung gipfelte, „das kommt zum Chef!“(des ORF). In einem News- Interview legt Pröll nun nach. Es gäbe da einen „gelenkten Journalism­us“, der sei eine Gefahr für die Demokratie, der ORF-Chef Alexander Wrabetz sei nicht imstande, das zu stoppen. Daher sei es notwendig, „auch mit anderen demokratis­chen Möglichkei­ten im ORF nach dem Rechten zu sehen“.

Gelenkter Journalism­us sieht anders aus. Die Demokratie wird von anderen gefährdet. Die echten Fake-News sind ganz woanders zu Hause. Krieg gegen kritische Journalist­en ist keine gute Idee. Und das weiß Erwin Pröll in Wahrheit auch.

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