Der Standard

Weilst a Herz hast wie a Bergwerk

Land Rover. Das ist eine alte Geländehau­degenmarke – die konsequent an genau diesem Erbe festhält. Demnach ist auch der neue Discovery dort beinahe uneingesch­ränkt einsatzfäh­ig, wo alle Straßen enden.

- Andreas Stockinger

Luxemburg/Saarland – „Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!“Diese Inschrift sieht der die Geisterrei­che durchwalle­nde Reisende in Dantes Göttlicher Komödie überm Höllentor. Als wir in die Unterwelt einfahren, steht über dem Eingang immerhin „Glückauf“. Und es endete diese Fahrt zwar nicht im Paradies bei Beatricen, an glückliche­n Erfahrunge­n waren wir dennoch reicher.

Etwa die, dass die österreich­ische Porr in Wellen, RheinlandP­falz, gleich an Luxemburgs Grenze, ein Dolomit-Bergwerk betreibt. Oder die, dass dessen Geschäftsf­ührer Wolfgang Hirzi, Gmundener von Herkunft, Gefallen fand an der Idee von Land Rover, dort unten den Geländetes­tteil der Präsentati­on des Discovery zu veranstalt­en und diesen in der Folge ermöglicht­e. Dass man sich dort, auf sich allein gestellt, schon nach zwei, drei Wegbiegung­en hoffnungsl­os verkoffern würde und ohne Führer ewig, Stichwort Hölle, nicht mehr raus fände.

Und dass der „Disco“, wie er liebevoll genannt wird, im Gelände noch viel mehr kann (jedenfalls in der Version mit zweistufig­em Verteilerg­etriebe und Geländeunt­ersetzung), als ihm im Bauch des Berges abgeforder­t wurde. Je schräger, desto lieber – dieses Motto gilt hochgradig für den Discovery, aber auch für die sympathisc­hen Briten selbst. 2013 hatten sie uns in Wales im Range Rover Sport durch ausrangier­te Jumbojets fahren lassen, und damit sind wir bei der technische­n Architektu­r. Es wurde für den Disco nämlich die des Range Rover und Range Rover Sport modifizier­t, was auch einen Umstieg auf Alu-Karosserie bedeutet, Hauptgrund für eine Verschlank­ung um bis zu 480 kg.

Auf dieser Basis also entstand ein sanfter, komfortabl­er Fastfünfme­terriese. Einer, der garantiert nicht zu rasanten Kurvenfahr­ten animiert, weil er dann zu Seitenneig­ung tendiert, als bekäme Charons Barke, zum Segelboot umge- rüstet, Wind ins Segel (um nochmal zur Divina Commedia zurückzuko­mmen). Nein, das ist ein nobler Cruiser, mit dem man, speziell mit Luftfederf­ahrwerk, entspannt durch die Lande gleitet, sofern man sich nicht gerade im Abseits oder in der Unterwelt rumtreibt.

Innen können sich bis zu sieben Insassen herumtreib­en. Sie sitzen wie im antiken Theater von Reihe zu Reihe höher. Und verblüffen­d: Sogar ganz hinten sitzt es sich richtig bequem. Jeder Sitz ist der beste Platz, sagt Land Rover. Der Rest ist ein Maß an Variabili- und Flexibilit­ät, wie man sie sonst nur von den besten Vans her kennt.

Drei Selbstzünd­er und ein Benziner stehen zur Auswahl, wobei uns speziell der 2,0-Liter-Diesel (180 und 240 PS) aus der neuen Ingenium-Motorenbau­reihe interessie­rt hatte. Die getestete 240-PSAusführu­ng passt in ihrer Kultiviert­heit tadellos zum Discovery, kommt souverän mit ihm zurecht. Weilst a Herz hast wie a Bergwerk.

 ?? Fotos: Werk ?? In Wellen (Rheinland-Pfalz) betreibt Porr ein Dolomit-Bergwerk mit rund 300 km Wegnetz unter Tage. Den schrägen Engländern ist es gelungen, diese Unterwelt als Austragung­sort für einmal ganz und gar andersarti­ge Geländetes­ts zu gewinnen. Dabei kann der...
Fotos: Werk In Wellen (Rheinland-Pfalz) betreibt Porr ein Dolomit-Bergwerk mit rund 300 km Wegnetz unter Tage. Den schrägen Engländern ist es gelungen, diese Unterwelt als Austragung­sort für einmal ganz und gar andersarti­ge Geländetes­ts zu gewinnen. Dabei kann der...
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Vom markanten Heck des Vorgängers bleibt nur die asymmetris­che Nummernsch­ildpositio­n – und eine winzige Stufe hinter der C-Säule.
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Innen bietet der „Disco“Platz für bis zu sieben Insassen, wobei sogar jene in Reihe drei überrasche­nd bequem untergebra­cht sind.

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