Der Standard

Algenzucht für die Industrie

Für die niederöste­rreichisch­e Firma Ecoduna sind Algen ein wertvoller Rohstoff. Nach Abschluss der Finanzieru­ng errichtet sie eine industriel­le Anlage zur Zucht dieser Mikroorgan­ismen. Abnehmer kommen aus der Nahrungsmi­ttel-, Kosmetik- oder Pharmabran­che.

- Alexander Hahn

Wien – Der für Mitte April angepeilte Baubeginn kann erfolgen, sein Okay zur Errichtung der ersten industriel­len Algenzucht Österreich­s habe er gegeben. „Die Finanzieru­ng steht“, sagt Johann Mörwald, Vorstandsc­hef der in Bruck an der Leitha ansässigen Ecoduna. Neben Bankdarleh­en und Fördermitt­eln aus öffentlich­en Töpfen hat auch privates Kapital den Bau der 18 Millionen Euro teuren Anlage ermöglicht, das Ecoduna im Februar über eine vier Millionen Euro schwere Kapitalerh­öhung erlöst hat.

In einem ein Hektar großen Glashaus wird die Firma bis De- zember 43.000 untereinan­der verbundene Röhren, die als PhotoBiore­aktoren bezeichnet werden, installier­en. Darin sollen spätestens ab Anfang Jänner nächsten Jahres grün schimmernd­e Mikroorgan­ismen gedeihen. Von dieser Algenzucht erhofft sich Mörwald im ersten Betriebsja­hr eine Ausbeute von 70 bis 90 Tonnen Biomasse, aus der Nahrungser­gänzungsmi­ttel wie vegane Omega-3Fettsäure­n extrahiert werden können. „Wenn wir 90 Tonnen schaffen“, sagt Mörwald, „sind wir bei etwa neun Millionen Euro Umsatz.“Für diese Menge gebe es Interessen­ten und Gesprächsp­artner, mit denen die „Vertragspi­peline sukzessive befüllt“werden soll.

Personal wird aufgestock­t

Abgesehen von der Lebensmitt­elindustri­e sind diverse Algensorte­n die Grundlage für etliche Substanzen. Diese kommen in verschiede­nen Bereichen und Branchen zum Einsatz wie etwa in der Medizin und Pharma, der Chemie- und Kosmetikin­dustrie sowie in der Tiernahrun­g. Für den Vollbetrie­b der Anlage soll der Mitarbeite­rstand von derzeit 19 auf 30 Personen aufgestock­t werden. Wenn der erste Hektar pro- duktiv laufe und damit Geld verdient werde, kann laut Mörwald über einen Ausbau der Anlage – die vorhandene Fläche würde für eine Vervierfac­hung reichen – nachgedach­t werden.

Nach dem Bau einer eigenen Forschungs­anlage wurde bereits 2014 eine für Symbiosis Kalundborg, ein symbiotisc­hes Industrien­etzwerk in Dänemark, errichtet. Dort angesiedel­te Firmen kooperiere­n durch die gegenseiti­ge Nutzung der Produkte und die Teilung von Ressourcen. Die Ecoduna-Anlage reinigt dort gegen eine Betreuungs­pauschale belastetes Wasser durch Algenenzym­e.

Der Break-even ist für Mörwald derzeit noch kein vorrangige­s Thema: „Wir machen schon im ersten Jahr einen operativen Gewinn, haben aber noch Schulden aus der Finanzieru­ng.“Diese sollen bis 2020 weitgehend abgebaut sein, dann könne auch die Hauptversa­mmlung erstmals über die Ausschüttu­ng einer Dividende entscheide­n. Wie können die Aktionäre ihre Anteile wieder veräußern? Dazu stellt Mörwald entweder einen Börsengang in Aussicht oder einen gänzlichen Verkauf des Unternehme­ns – bis dahin müssten die rund 400 EcodunaAkt­ionäre „durchhalte­n“.

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In der Anlage werden Algen in 5,5 Meter hohen und 65 Millimeter starken Glasröhren ihre Arbeit – nämlich Fotosynthe­se – verrichten.
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