Mieten soll das neue Kaufen werden
Der Kunde ist König und setzt sich mit neuen Shopping-Gewohnheiten durch, so Versandhändler Unito. Gekauft wird via Smartphone, gerne auch Tisch und Bett. Ganz stirbt aber auch der gute alte Katalog nicht aus.
Wien – Couch-Commerce blüht. Harald Gutschi kann belegen, dass Einkaufen mit dem Smartphone, gemütlich im Kreis der Familie, boomt. Der Anteil an der Gesamtnachfrage bei der Unito-Gruppe kommt mittlerweile zu 42 Prozent aus dem mobilen Bereich, so der Chef der Österreich-Tochter des Versandhandelsriesen Otto bei der Bilanzpräsentation.
100 Online-Shops weltweit betreibt die Otto-Gruppe insgesamt, 21 davon werden von der Österreich-Tochter Unito betrieben. Unter ihrem Dach sind altbekannte Marken wie Universal, Otto, Quelle und neue wie der Möbelhändler Ideas for Home zusammengefasst. Von Österreich aus wird der europäische Markt bearbeitet. Bestellt wird zwischen 19 und 22 Uhr, so Gutschi, der den Kulturwandel so beschreibt: „Der Fernseher ist zum Lagerfeuer der modernen Familie geworden, das Smartphone zur Fernbedienung.“
Worüber lange Jahre vor allem geredet worden sei, würde sich nun auch in Zahlen niederschlagen. Im vergangenen Geschäftsjahr 2016/17 erwirtschaftete die Unito-Gruppe einen Online-Um- satz von 303,6 Millionen Euro. Doch auch der Katalog lebt. Erstmals seit Jahren verzeichnet Print keinen Rückgang mehr. Lange Jahre war die Entwicklung anders. Seit 2009 hat sich der Online-Anteil von 67 auf zuletzt 303 Millionen Euro vervielfacht. Der PrintAnteil ging von 114 auf 37,6 Millionen zurück. In zwei Jahren werde der Online-Anteil bei 94 Prozent verharren, sagt Gutschi.
Seine Frohbotschaft für Konsumenten: „Der Kunde ist König. Er entscheidet alles – wo er kauft, wann und was.“Wer als Anbieter nicht kundenzentriert sei, werde untergehen. Bezüglich des Starts des neuen Marktplatzes Shöpping der Österreichischen Post ist Gutschi skeptisch: „Die setzen auf ein totes Pferd.“Unito sieht sich in Österreich mit allen Marken nach Amazon und vor Zalando auf Platz zwei unter den Onlinehändlern. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden fünf Millionen Euro allein in Technologie investiert.
Möbel aus dem Netz
Berührungsängste hat der Unito-Chef nicht. Lange hätte man gedacht, bestimmte Produktgruppen würden sich nicht für den Verkauf im Internet eignen. Das hätte sich mittlerweile als Irrtum herausgestellt. „Die Leute kaufen wie verrückt Möbel im Internet.“ Ohnehin ist Gutschi davon überzeugt, dass man sich in Sachen Digitalisierung am Anfang vom Anfang befinde. Und deswegen werden auch keine Experimente gescheut. Mieten statt kaufen zählt dazu. Was in Deutschland bereits erprobt wird, soll 2018 auch in Österreich starten. Waschmaschinen, Laptops, aber auch Braut- und Ballkleider hätten Vermietpotenzial. Wie und ob sich die Sache rechnet, will man sich erst dann anschauen.
Experimentiert wird aber auch bei der Zustellung. In Deutschland schickt Otto Kunden kleine Roboter nach Hause. Zum Gaudium vieler Passanten. (rebu) Die Revolution im Handel erfasst auch die Zustellung. Vielleicht ist in diesem Paket das Brautkleid, das womöglich für den schönsten Tag des Lebens nur gemietet wurde. Mieten statt kaufen kommt auch in Österreich.