Tschechien: Nationalbank gibt Euro-Mindestkurs auf
Dreieinhalb Jahre hat die tschechische Nationalbank den Mindestkurs von 27 Kronen pro Euro gehalten. Damit verhinderte sie, dass tschechische Ausfuhren zu teuer wurden. Nun haben die Währungshüter die Bindung aufgehoben.
Prag – Seit November 2013 hielt die tschechische Notenbank die Krone künstlich gegenüber dem Euro schwach. Damals kündigte der Währungshüter an, notfalls unbegrenzt auf dem Devisenmarkt zu intervenieren, um den Euro-Kronen-Kurs nicht deutlich unter 27 absinken zu lassen.
Auslöser war damals die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), wegen der die Geldpolitiker in Prag eine deutliche Aufwertung der Krone bzw. einen Einbruch des Kurses fürchteten.
2016 musste die Notenbank Euro im Gegenwert von 455 Milliarden Kronen (16,8 Mrd. Euro) kaufen, um ihr Ziel zu halten. Weil der Druck der Spekulanten zuletzt deutlich zunahm, dürfte es allein im März nach einer Schätzung der Zeitung Lidové noviny fast genauso viel gewesen sein.
Mit den massiven Euro-Käufen sollte neben dem Export auch die Inflation angekurbelt werden. Dieses Ziel hatte die Bank nach eigenen Angaben erreicht – die Preissteigerung lag im Februar bei 2,5 Prozent. Wie die Nationalbank am Donnerstag bekanntgab, hat man sich nun entschlossen, den Mindestkurs aufzuheben. In einer ersten Reaktion gab die Krone zu Euro und US-Dollar nach, drehte aber kurz darauf ins Plus.
Die Einführung des Euro – und damit der Wegfall der Wechselkursrisiken unter den Teilnehmerländern – steht in dem stark exportorientierten Land derzeit nicht zur Debatte. Im Jänner 2015 erlebte die Finanzwelt einen „Franken-Schock“, als die Schweizer Nationalbank völlig unerwartet ihre Kopplung des Franken an den Euro aufgegeben hatte. (dpa)