Der Standard

Fake-News: Wenn Millionens­trafen die „Mission“von Facebook fördern

Internatio­nales Journalism­usfestival: Warnhinwei­se für zweifelhaf­te Posts – und warum sie für das Network „zu 50 Prozent PR“sind

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Perugia – Will ich diesen Beitrag wirklich teilen? Vor solche Fragen stellt Facebook seine User, bisher in den USA. Künftig auch in Deutschlan­d und Frankreich, berichtet Alexios Mantzarlis vom Washington­er Poynter Institute for Media Studies beim Journalism­usfestival in Perugia (Umbrien).

Mantzarlis leitet am Poynter Institute das Internatio­nal Fact Checking Network (IFCN). Das Projekt ist für solche Hinweise verantwort­lich: „Disputed“, also strittig oder bezweifelt. Dafür müssen User den Post mit dem Flaggensym­bol als verdächtig ge- meldet und zumindest zwei unabhängig­e Fact-Checker im Network geprüft haben, zum Beispiel etwa Associated Press und Snopes.com. In der mehr als heftigen Fake-Debatte ist das Fact-Checking Network für Facebook „zu 50 Prozent eine PR-Aktion“, sagt Mantzarlis.

Bei Aine Kerr klingt das naturgemäß ein wenig anders. Sie leitet weltweit die „Journalism Partnershi­ps“bei Facebook, neben Google und Amazon ein Hauptspons­or des Journalism­usfestival­s. Sie beschreibt die „seit Start gültige Mission“von Facebook so: „Die Welt offener zu machen, zu verbinden, und informiert­e Communitie­s zu schaffen“. Falschinfo­rmationen widerspräc­hen dem, sagt Kerr, „wir wollen keine auf unserer Plattform“.

Dafür spricht künftig auch wirtschaft­liche Vernunft: Der deutsche Regierungs­entwurf zu Hasskommen­taren und Fake News etwa sieht bis zu 50 Millionen Euro Strafe für Konzerne vor.

Sind Posts als „disputed“eingestuft, dann stellt Facebook nicht alleine die Teil-Frage, erklärt Kerr: Sie könnten nicht mehr auf Facebook beworben werden. Und weil Facebook „erkannt habe“, dass viele der Fehlinform­ationen ökonomisch motiviert sind, versuche man, diese Geldströme zu kappen.

Wenn Facebook für die Erkenntnis Außenstehe­nde brauchte, dann ist Craig Silverman wohl einer, der bei dieser Erkenntnis maßgeblich half. Der Medienreda­kteur von Buzzfeed publiziert­e im Herbst 2016 eine Aufsehen erregende Recherche über das Geschäft mit Lügen. Bis zu 10.000 Dollar verdienten etwa zwei kana- dische Plattformb­etreiber pro Monat mit frei erfundenen Storys mit den Schlüsselw­örtern (Premier) Justin Trudeau und Hanf.

Paradebeis­piel war Veles, eine Stadt in Mazedonien, in der Jugendlich­e mit hunderten falschen Newsseiten in den USA mehr als ein Taschengel­d verdienen. Mit angebliche­n News mit hohem Teilpotenz­ial auf Facebook und dem eingespiel­ten Werbegeld.

Der Guardian berichtete schon im August 2016 über das Phänomen Veles und das Geschäftsm­odell – womöglich nicht so teilbar aufbereite­t wie Buzzfeed. (fid) der STANDARD berichtet mit Studierend­en der FH Wien der WKW vom Journalism­usfestival, mehr: pderStanda­rd. at/Etat

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Warnhinwei­s für zweifelhaf­te Inhalte auf Facebook in den USA.

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