Der Standard

Rückkehr zum Markt

- Gerald Schubert

Videos und Live-Ticker auf allen tschechisc­hen Kanälen: Wäre das Ende der Interventi­on gegen einen Kursanstie­g der Krone nur eine Angelegenh­eit für finanzpoli­tische Feinschmec­ker, dann wäre das enorme Medieninte­resse kaum zu erklären. Doch eine starke Währung gilt, ob zu Recht oder nicht, als Symbol für Prosperitä­t – und in einer ehemals kommunisti­schen Gesellscha­ft auch als äußeres Zeichen des „Aufschließ­ens“an den Westen.

Mehr als drei Jahre lang hatte die tschechisc­he Nationalba­nk nun den Kurs der Krone durch Devisenank­äufe künstlich niedrig gehalten. Das Argument dafür war der Kampf gegen eine mögliche Deflation. Die Exportwirt­schaft und die heimische Tourismusi­ndustrie freuten sich, andere Unternehme­nszweige und viele Bürger waren von ihrem internatio­nalen Kaufkraftv­erlust weniger begeistert.

Experten erwarten nun Schwankung­en, aber keine dramatisch­en. Die Krone wird sich – wie auch die Exportindu­strie – wieder vermehrt nach Angebot und Nachfrage richten müssen. Die ökonomisch­e Entwicklun­g und die niedrige Arbeitslos­igkeit in Tschechien zeigen, dass die Wirtschaft des Landes ohnehin weit mehr zu bieten hat, als billige Werkbank für ausländisc­he Importeure zu sein.

Und die Touristen aus dem Euroraum? Für sie wird der Tschechien-Urlaub künftig vielleicht ein wenig teurer – doch auch sie träumen wohl längst nicht mehr von Billigsdor­f, wenn sie nach Prag, Brünn oder Krumau fahren.

Newspapers in German

Newspapers from Austria