Wenn Rebellen sticheln
Mittlerweile muss Michael Häupl selbst in vertraulichen Wiener Parteisitzungen achtgeben, welche Worte er wählt. Denn diese finden, sofern sie ihm zum Nachteil gereichen, unmittelbar den Weg an die Öffentlichkeit. „Zeitnah“werde er sich nach der Nationalratswahl zurückziehen, soll er am Mittwoch vor den Genossen angekündigt haben. Für die Parteirebellen bedeutet zeitnah „sofort“: Sie fordern nach der Wahl einen Sonderlandesparteitag. Regulär könnte ein Nachfolger Häupls erst 2019 wieder gekürt werden. Beim Landesparteitag in drei Wochen kandidiert Häupl erneut – und die Wahl zum Landesparteivorsitzenden findet nur alle zwei Jahre statt.
Trotz der Aussprache vor einer Woche hat Häupl die Parteirebellen nicht unter Kontrolle. Diese wollen Wohnbaustadtrat Michael Ludwig schnellstmöglich als Nachfolger installieren. Sie interpretieren Häupl-Aussagen für ihre Zwecke, halten die Nachfolgediskussion am Köcheln und sticheln gegen den Langzeitbürgermeister. Häupl lässt die Kritiker agieren – und Durchsetzungskraft vermissen.
Die Wiener SPÖ ist heillos zerstritten. Eine Eskalation gibt es nur deshalb noch nicht, weil der linke Parteiflügel derzeit ohne Nachfolgekandidaten darniederliegt und Häupl auf Harmonie bedacht ist. Die große Frage ist, ob sich der linke Flügel doch noch dazu entschließt, das von den Rebellen vorgezeichnete Szenario nicht zu akzeptieren. Attacken gegen Ludwig wären dann programmiert.