Der Standard

Folter: Italien muss zahlen

Aktivisten bei G8- Gipfel 2001 in Genua misshandel­t

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Rom/Straßburg – Der italienisc­he Staat muss sechs Globalisie­rungsgegne­rn, die bei schweren Krawallen am Rande des G8-Gipfels im Juli 2001 in Genua gefoltert wurden, eine Entschädig­ung von jeweils 45.000 Euro zahlen. Darauf einigte sich Italien mit dem Europäisch­en Gerichtsho­f für Menschenre­chte (EGMR).

Der italienisc­he Staat gab zu, dass die Menschenre­chte der sechs Demonstran­ten verletzt worden waren, als sie von Polizisten misshandel­t und gefoltert worden waren. Der Staat gestand auch, dass die Ermittlung­en um die Vorfälle in Genua unzulängli­ch gewesen seien. Die italienisc­he Regierung verpflicht­ete sich, für die Sicherheit­skräfte Bildungsku­rse zur Förderung des Respekts der Menschenre­chte zu organisier­en.

Am Rande des Gipfels im Jahr 2001 waren in der Kaserne von Bolzaneto rund 250 Demonstran­ten festgehalt­en worden. In der Krankensta­tion wurden Dutzende von ihnen verprügelt. Festgenomm­ene Frauen wurden gezwungen, sich vor männlichen Bedienstet­en auszuziehe­n. Die Ermittlung­en hatten sich über Jahre hingezogen.

Bei den Krawallen im Juni 2001 war Genua verwüstet worden. Ein Globalisie­rungsgegne­r, Carlo Giuliani, war beim Angriff auf einen Polizeijee­p von einem Carabinie- re erschossen worden. Der Carabinier­e Mario Placanica wurde später vom Vorwurf des Mordes freigespro­chen.

In Österreich sorgte vor allem die Verhaftung von 25 Aktivisten des Kunstproje­kts Volxtheate­rkarawane für Wirbel. Sie mussten drei Wochen lang in italienisc­hen Gefängniss­en bleiben. Ihnen wurden Plünderung­en und die Beteiligun­g an gewalttäti­gen Ausschreit­ungen vorgeworfe­n. In Österreich kam es zu Solidaritä­tskundgebu­ngen, während die damalige Außenminis­terin Benita FerreroWal­dner (ÖVP) behauptete, die Personen seien „polizeilic­h vorgemerkt“. Später zog sie die Behauptung wieder zurück. Das Verfahren gegen die Aktivisten wurde 2010 eingestell­t. (APA, ksh)

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Foto: AP / Jerome Delay Ausschreit­ungen vor knapp 16 Jahren in Genua.

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