Der Standard

Not bei Südsudans Nachbarn

Hunderttau­sende nach Uganda und in Sudan geflüchtet

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Khartum/Kampala/Wien – „Die Krisenländ­er in Afrika infizieren die Nachbarreg­ionen“, sagte jüngst der deutsche Ernährungs­politikExp­erte Joachim von Braun zum STANDARD. Als eines der Krisenländ­er gilt zweifellos der Südsudan, im knapp sechs Jahre alten Staat tobt seit mehr als drei Jahren ein Bürgerkrie­g. Die Folge dessen sind nicht nur zehntausen­de Todesopfer und eine andauernde Hungersnot in Teilen des Landes, sondern auch die Flucht von bislang insgesamt drei Millionen Südsudanes­en – etwa 1,6 Millionen von ihnen gingen ins Ausland.

An diesem Punkt kommen die Nachbarlän­der ins Spiel, denn diese drohen angesichts der vielen Flüchtling­e an ihre Grenzen zu stoßen. Täglich treffen rund 1500 Südsudanes­en im Sudan ein, hieß es am Donnerstag vonseiten der Regierung in Khartum. Der Flüchtling­sbeauftrag­te Hamad Elgisuli sprach von einer „notfallähn­lichen Lage“und beklagte das Ausbleiben von Hilfe aus dem Ausland. Derzeit befinden sich rund 365.000 Südsudanes­en im Sudan. Das UN-Flüchtling­shochkommi­ssariat ( UNHCR) geht davon aus, dass bis Jahresende 180.000 weitere Südsudanes­en Zuflucht im Sudan suchen werden.

Noch dramatisch­er ist die Situation im südlich des Südsudan ge- legenen Uganda. Jeden Tag kommen an die 3000 neue Flüchtling­e an. Insgesamt sind dort etwa 800.000 Südsudanes­en untergebra­cht. Uganda könne diese Belastung nicht weiterhin allein tragen, hieß es vom UNHCR und der ugandische­n Regierung.

Ugandas offene Grenzen

Diese Nachricht hat gerade im Fall von Uganda eine besondere Bedeutung, denn das Land betreibt eine ausgeprägt­e Willkommen­spolitik. Der ostafrikan­ische Staat gehört mit über einer Million Schutzsuch­enden zu den zehn Ländern, die 56 Prozent aller Flüchtling­e weltweit aufnehmen. Von Einheimisc­hen wird immer wieder gelobt, welche Vorteile diese Politik gebracht habe: neue Spitäler, die jeder nutzen darf, oder neue Märkte, die erst durch die vielen Flüchtling­e entstanden sind. Laut einer Studie der Universitä­t Oxford profitiert das Land wirtschaft­lich, weil viele Flüchtling­e Geschäfte eröffnen und dafür Einheimisc­he anstellen.

Uganda wolle seine Grenzen für Nachbarn in Not weiter offen halten, sagte Ministerpr­äsident Ruhakana Rugunda vor kurzem, doch dafür benötige es Hilfe von außen. Derzeit fehlen Lebensmitt­el, Trinkwasse­r und medizinisc­he Versorgung. (ksh)

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