Pensionslasten färben Wien Energie tiefrot
Auch Wertberichtigungen drückten Ergebnis – Konzern schreibt 80 Millionen Verlust
Wien – Der Aufenthalt in der Gewinnzone war für Wien Energie von kurzer Dauer. Nach einem Konzernüberschuss von 27,4 Millionen Euro 2015 weist der mit zwei Millionen Kunden größte Energieversorger Österreichs für 2016 einen Konzernverlust von 80,2 Millionen Euro aus. Einiges ist hausgemacht, anderes nicht.
Nicht im Einflussbereich des Managements um Geschäftsführer Michael Strebl steht die notwendig gewordene Nachdotierung der Pensionsrückstellungen. Im Zuge der Ausgliederung mussten die Wiener Stadtwerke und damit auch deren Tochter Wien Energie die Pensionsverpflichtungen der Stadt mit übernehmen.
Wegen Niedrigzinsen und weil im Zuge eines Sparprogramms weitere 300 Beamte in Frühpension geschickt werden sollen, sei es erforderlich gewesen, zusätzlich 70 Millionen Euro an Rücklagen zu bilden. Insgesamt belaufen sich die Vorsorgen damit bereits auf 900 Millionen Euro.
Ende 2016 waren es 540 Beamte, für die Wien Energie Pensionsrückstellungen dotieren musste. Seit 1. Juli 2001 werden neue Mitarbeiter ausschließlich nach Kollektivvertrag angestellt; nur einer von fünf Beschäftigten ist definitiv gestellt. Insgesamt beschäftigt Wien Energie 2650 Mitarbeiter.
Hausgemacht, wenn auch vom früheren Management zu verant- worten, sind Probleme rund um das geplante Pumpspeicherkraftwerk Molln in Oberösterreich. Aus „kaufmännischer Vorsicht“habe man 20 Millionen Euro abgeschrieben, sagte Strebl.
Hintergrund sind Streitereien mit dem Grundstückseigentümer, dem Bauunternehmer Kurt Bernegger. Dieser hat 2012 Wien Energie als Partner für den Bau und den Betrieb des 320 Millionen Euro teuren Pumpspeicherkraftwerks gewonnen. Wegen des Strompreisverfalls ist daraus bis heute nichts geworden.
Streit und Rückstellung
Bernegger macht nun eine Klausel im Vertrag geltend, wonach die Rechte an ihn zurückfallen, wenn Wien Energie nicht bis Mitte Jänner 2017 mit dem Bau begonnen hat. Ein Schiedsgericht in Tirol soll das klären.
Trotz weiter steigenden Wettbewerbsdrucks plant Wien Energie keine Verschärfung des Sparkurses. Mit dem vor einiger Zeit gestarteten Effizienzprogramm, das eine nachhaltige Ergebnisverbesserung von insgesamt 86 Millionen Euro bringen soll, sei man gut im Plan. „Drei Viertel haben wir bis Ende 2016 geschafft, bis Ende des heurigen Jahres sind wir durch“, sagte der für Finanzen verantwortliche Peter Gönitzer.
Heuer verspricht Geschäftsführer Strebl die Rückkehr in die Ge- winnzone. Kunden will man mit individualisierten Angeboten halten bzw. neue dazugewinnen.
Dabei wolle man ein Asset ausspielen, über das kein anderes Unternehmen verfüge: Strom, Gas, Wärme, E-Mobilität und Telekommunikation aus einer Hand. Letztere Dienstleistung ist derzeit auf Großbetriebe beschränkt. „Wir überlegen, damit auch in den Privatkundenmarkt einzusteigen“, sagte Strebl. (stro)