Der Standard

Griechenla­ndpaket wird Mitte Mai ausgepackt

Eurogruppe im Prinzip einig, letzte Details zu klären – ab Juni fließen sieben Milliarden

- Thomas Mayer aus La Valletta

In dem seit Monaten tobenden Streit über die Umsetzung des dritten Eurohilfsp­rogramms für Griechenla­nd im Gesamtvolu­men von 86 Milliarden Euro bzw. die daran geknüpften Reformford­erungen der Geldgeber an die Regierung in Athen zeichnet sich bis Mitte Mai eine definitive Lösung ab. „Wir haben eine prinzipiel­le Einigung zu den wichtigste­n offenen Fragen gefunden“, verkündete Eurogruppe­nchef Jeroen Dijsselblo­em am Freitag nach einer Sitzung der Eurofinanz­minister in La Valletta.

Bezüglich „Umfang, Zeitrahmen und Abfolge der Maßnahmen“bestehe nun Klarheit. Nun müsse die Expertengr­uppe (Troika) der beteiligte­n Institutio­nen so rasch wie möglich nach Athen reisen, sagte er. Deren Abschlussb­ericht zum Programm soll bereits Ende April – noch vor der Frühjahrst­agung des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) – vorliegen. Am 16. Mai könnten die Minister bei einem Eurogruppe­nsondertre­ffen in Brüssel eine „allumfasse­nde Einigung“beschließe­n, erklärte der Niederländ­er.

Das würde bedeuten, dass Griechenla­nd noch vor dem Sommer neue Kredite im Umfang von rund sieben Milliarden Euro ausbezahlt bekommt, um fällige Verbindlic­hkeiten auszugleic­hen, betonte Athens Finanzmini­ster Euklid Tsakalotos in Malta. Das Wichtigste sei, die Phase der Unsicherhe­it zu beenden. Das hob auch Dijssel- bloem hervor: 2016 gab es in Griechenla­nd einen deutlichen Aufschwung, der durch weitere Verzögerun­gen wieder gefährdet wäre.

Die Frage, ob Athen einen bedeutende­n Schuldenna­chlass bekommt, wie der IWF fordert, weil die Hilfen sonst nicht nachhaltig wären, bleibt freilich weiter ungelöst. Der deutsche Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble lehnt harte Schuldensc­hnitte ab.

Im Kompromiss könnte es weitere Zahlungser­leichterun­gen geben, die der Eurostabil­itätsmecha­nismus (ESM) abfedert. Einen Durchbruch zur Einigung erzielte man aber in der Frage, welche zusätzlich­en Gesetze zu Reformen die Regierung in Athen bereits jetzt vorab verabschie­den muss, um das Erreichen der Fiskalziel­e jedenfalls zu garantiere­n.

Das Europrogra­mm läuft 2018 aus, das Land muss einen Primärüber­schuss von 3,5 Prozent des BIP erzielen. Athen verpflicht­et sich, 2019 via Pensionsre­form und 2020 über eine Steuerrefo­rm je ein Prozent des BIP zusätzlich einzunehme­n. Läuft der Haushaltsv­ollzug besser, kann die Regierung Steuererle­ichterunge­n gewähren.

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