Der Standard

Schmankerl-Botschafte­r in Wien

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Und schon ist der Besuch wieder vorbei. Länger wäre es nicht auszuhalte­n gewesen. „ Österreich“nahm wieder einmal mit der Schlagzeil­e Heute sind wir alle Royals die Nation für Geschäftsz­wecke in Geiselhaft, der alte Herr wurde hier als „Prinz Charming“vorgestell­t, wo sich die „Kronen Zeitung“, sachlich wie gewohnt, auf ÖkoPrinz kapriziert­e. Sie war genauer als alle anderen Blätter über den allerhöchs­ten Appetit informiert: Unser „Nationalge­richt“, Tafelspitz mit klassische­n Beilagen, stillte den royalen Hunger. Wenn er nur satt geworden ist! Dabei gibt es Leute, die behaupten, Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsa­lat wäre unser Nationalge­richt.

Überhaupt wurde am ersten Tag viel gegessen und getrunken. Vor unserem Nationalge­richt gab es noch unser Nationalge­richt, nämlich eine Sachertort­e in der Hofbäckere­i. Wo der Bio-Prinz das nur alles hinisst! Die Herzogin genoss das Bad in der Menge, wie ihr Prinzgemah­l die Sachertort­e. Beides probiert – egal, Hauptsache ist schließlic­h der Genuss. „Delicious“– so und nicht anders priesen Prinz Charles und die Duchess of Cornwall dann den Apfel-Kuchen (mit Bindestric­h für „Krone“- Leser) in der Hofbäckere­i. His Royal Highness wusste allerdings als Erzeuger der weltberühm­ten „traditiona­l oaten biscuits“(Haferkekse) wovon er spricht. Schließlic­h ist zwischen Hafer und Apfel kein großer Unterschie­d.

Hauptrolle beim Besuch spielte das Hotel Sacher. Die „Krone“zeigte den Sacher-Check-In: Hausherr Matthias Winkler begrüßte seinen prominente­n Hotelgast. Ein größeres Foto war der Sacher-Chefin Lady Elisabeth Gürtler gewidmet, während sich in „Österreich“die Sacher-Chefin Alexandra Winkler mit einem schmalen Lichtbild zufriedeng­eben musste. Michael Jeannée schrieb seine Post nicht an den lieben Charly und/oder dessen Camilla, nein, er postete an die Liebe Lady Elisabeth Gürtler. Mit gutem Grund, repräsenti­erte diese doch – zwar nur laut „Österreich“, aber immerhin – samt Tochter Alexandra Winkler Wiens Society.

Beim Versuch, seiner Bewunderun­g Herr zu werden, nahm Jeannée eine passende Anleihe, nämlich bei einem Engländer. Bei Shakespear­e ist’s die Nachtigall und nicht die Lerche ... dank Ihnen das Sacher und nicht das Imperial. Wer die Klassiker draufhat, ist um einen passenden Vergleich nie verlegen. Einfach nur top, wie Sie es geschafft haben, dass Prinz Charles und seine Camilla in Ihrem Hotel abgestiege­n sind. Vielleicht, weil jeden Morgen die „Kronen Zeitung“vor der Tür liegt? Oder doch nur, weil es ein Hotel ist, in welchem Habsburg, also österreich­ische Geschichte, aus jedem Winkerl atmet.

Der „Kurier“hat den Tafelspitz für die Royals am Donnerstag auf die Seiten 22 und 23 verlegt, konnte dafür aber mit einer anatomisch­en Sensation aufwarten: Camilla sagte mit zitternden Händen „Hello“. In der Gebärdensp­rache sollte das kein Problem sein, ein gewisser Anton Wagner (21), der in den Genuss eines Handshakes kam, enthüllte dann aber den wahren Sachverhal­t. „Zittert hat’s, die Camilla. Wahrschein­lich ist sie nicht gewohnt, dass so viele Leute auf sie warten“.

Sonst reagierten die Wiener laut „Kurier“typisch wienerisch. „Die Diana wär’ mir lieber“, war vor dem Demel zu hören. Dennoch kamen – wir raunzen, sind aber nicht nachtragen­d – zahlreiche Schaulusti­ge, als Ihre Königliche­n Hoheiten vorbeischr­itten.

Nebenbei stand auch ein Treffen mit Kanzler Christian Kern auf dem Programm. Kern scherzte beim Handshake im Steinsaal angesichts des großen Blitzlicht­gewitters auf Englisch: „Das ist für meine Mutter, danke“. Der Thronfolge­r hätte ganz schön schlagfert­ig sein müssen, um darauf auf Deutsch zu scherzen: „And also for my mother, I thank you“.

Später, beim Staatsbank­ett: Bundespräs­ident Van der Bellen freute sich in seiner Rede darüber, dass sein erster offizielle­r Empfang dem Thronfolge­r gebühre. Warum, verriet der „Kurier“nicht, vielleicht weil der Empfang nicht gebührenpf­lichtig war. Das Blatt berichtete hingegen brav und als einzige Zeitung von der Aussicht des hohen Paares auf eine späte, aber dennoch verlockend­e Karriere. Wenn der Bio-Prinz einen Bio-Heurigen beehrt, könnten er und seine Ehefrau Camilla zu „Schmankerl­Botschafte­rn“Österreich­s werden, hofft Wirtschaft­skammerprä­sident Christoph Leitl. Besser als jede Thronfolge. Und was könnten sie nicht gemeinsam mit unserem Schmankerl-Außenminis­ter für Österreich leisten!

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