Gründen vier Buben eine Girl Band
Am 28. April beginnt in Krems das Donaufestival. Das Motto heuer lautet „Du steckst mich an“. Das Festival endet am 6. Mai. Traditionell zählen Performance und Livemusik zu den tragenden Pfeilern des Programms.
Wien – Letztlich geht es beim Donaufestival um Balance. Diese macht Zugeständnisse an die Macht des Faktischen, wie fast überall bedeutet das die Macht des Geldes. Manche Acts würde das Festival gerne buchen, doch die Forderungen mancher Künstler sind einfach nicht zu erfüllen. Dabei betrifft das nicht nur die großen Namen, sogar Häusl-Acts, die in London gerade in zwei Clubs weltberühmt sind, verlangen mitunter irrlichternde Gagen.
Innerhalb dieser Rahmenbedingungen ist das Programm des Donaufestivals zu Krems zu betrachten. Der neue künstlerische Leiter Thomas Edlinger setzt da auf Kontinuität und offeriert einen Mix aus Avantgarde, holt vergangene Bilderstürmer auf die Bühne und präsentiert ein paar Stars abseits des Mainstreams wie die Einstürzenden Neubauten. Da kann man natürlich nörgeln, dass es die schon öfter zu sehen gab, der Umstand, dass ihr Konzert bereits ausverkauft ist, zeigt, dass die Nachfrage deshalb nicht nachgelassen hat.
Vor allem am zweiten Wochenende des vom 28. April bis 6. Mai laufenden Festivals gibt es Auftritte von Bands, die sich unschwer als Höhepunkte voraussagen lassen. Zum Beispiel von This Heat. Weil die legendäre britische Postpunkband allerdings nur mit zwei der drei Originalmitglieder auftritt, nennt sie sich This Is Not This Heat. Der Advokat schläft bekanntlich nicht.
This Heat veröffentlichten lediglich zwei Alben. Ihr titelloses Debüt 1979, das finale Deceit 1981. Das säte den Samen für eine bis heute anhaltende kultische Verehrung für diese früh mit Loops und Lärm experimentierende Londoner Band. LCD Soundsystem bis zu Indie-Formationen wie Viet Cong haben sich mehrfach als Fans geoutet. Seit die Herrschaften im Vorjahr als This Is Not This Heat wieder auftreten, schwärmt das Fachpublikum in höchsten Tönen. (6. 5., Minoritenkirche, 18.30)
Psychedelisch verstrahlt
Tags zuvor kommt es an selber Stelle zu einem, nun ja, Kirchgang für die Anhänger des Ordens der elektronischen Musik. Silver Apples geben ein Konzert. Silver Apples veröffentlichten Ende der 1969er-Jahre zwei Alben mit elektronischer Musik, die dem Zeitgeist entsprechend zart psychedelisch verstrahlt war. Sie gelten als Pioniere der Gattung, ihr Einfluss ist selbst bei Acts auszumachen, denen die Apples gar nicht bekannt sind. Über den Umweg der Steckdose erfüllen sie das Motto des heurigen Festivals „Du steckst mich an“auf ihre Art.
Zwar bestehen Silver Apples heute nur noch aus dem Gründungsmitglied Simeon Oliver Coxe III, und anstatt mit kastengroßen Riesenrechnern aufzutreten, findet er mit einem Laptop sein Auskommen, dem historischen Charme der Musik raubt das dennoch nicht die Magie. (5. 5., Minoritenkirche, 18.00)
Eine spannende Österreich-Premiere verspricht der Auftritt der Gruppe Girl Band zu werden. Girl Band sind vier jungen Iren. 2015 veröffentlichten sie ihr Debütalbum Holding Hands With Jamie. Dieses betört mit einem strengen Formalismus, den man von Bands wie Wire kennt. Kein Gramm Fett auf den Songs, kein Schnickschnack. Andererseits dreht man innerhalb des selbst gebundenen Korsetts fast durch. Lärmgitarre, Amokbass, und der Gesang von Dara Kiely wird von so knappen wie unbeirrbaren Drums angeschoben. Was dem bei Rough Trade erschienenen Album ein wenig an Energie fehlt, schießt live in volle Blüte. Unbedingte Empfehlung! (5. 5., Halle 2, 21.00)
Apropos Rough Trade: Ein Auftritt einer der legendären Bands des britischen Labels ist mit Scrit- ti Politti am Eröffnungstag zu sehen. Mastermind Green Gartside entfloh dem Indie- und PunkGhetto der frühen 1980er und produzierte prächtige Popbastarde durch die Hereinnahme afroamerikanischer Stile – bis hin zu einer Zusammenarbeit mit Miles Davis. (28. 4., Stadtsaal, 22.00) pAlle Infos zu den Veranstaltungen und dem Shuttle-Service finden Sie unter: www.donaufestival.at