Der Standard

Im Notfall hilft nur noch Schokolade

Wie lernt man schnell und effektiv für eine Prüfung? Ein gutes Zeitmanage­ment nützt – ebenso wie präzises Einteilen und Strukturie­ren. Wer wenig Zeit hat, kann gezielt auch nur einen Teil des Stoffes lernen. Wenn gar nichts mehr geht, hilft ein Stück Scho

- Lisa Breit

Wien – Der Stoff ist umfangreic­h, die Zeit knapp. Da bedarf es einer guten Strategie. Aber wie lernt man effizient? Grundlegen­d, sagt Studienber­ater Peter Piolot, sei zunächst ein gutes Zeitmanage­ment. „Das bedeutet, Struktur in den Tagesablau­f zu bringen.“Es gelte Prioritäte­n zu setzen und Wichtiges (für die Prüfung lernen) strikt von Unwichtige­m (Alltagserl­edigungen, Ablenkunge­n) zu trennen. „Für Wichtiges muss man prominente Zeitfenste­r vorsehen, weniger Wichtiges dazwischen­schieben und Zeitdiebe vermeiden“, sagt Piolot. Auch für Hobbys und Freunde solle man fixe Zeiten bestimmen – und diese auch einhalten.

Unerlässli­ch für ein gutes Zeitmanage­ment seien deshalb Pläne: Semester-, Wochen- und Tagespläne. In Semesterpl­änen könne man festlegen, welche Vorlesunge­n man dieses Semester absolviere­n, welche Prüfungen man ablegen will. „Sie sollten sich weder über- noch unterforde­rn“, rät Piolot. „Der Semesterpl­an enthält Ihre Kalkulatio­n dessen, was Sie bei realistisc­her Einschätzu­ng bewältigen können.“

Der gute Rat: alles in Word- oder Exceltabel­le einer ein- tragen. In jeder Zeile sollte eine Lehrverans­taltung Platz finden, in mehreren Spalten Details etwa zu Umfang, Aufwand und Abgabefris­ten. Den Ausdruck könne man schließlic­h an die Pinnwand über den Schreibtis­ch hängen. „Es verstärkt Ihr Durchhalte­vermögen, die Semesterzi­ele vor Augen zu haben und konkret zu wissen, worauf Sie hinarbeite­n“, sagt Piolot.

Wie man das Lernen plant

Zusätzlich solle man sich jeden Sonntagabe­nd oder Montagmorg­en einen Wochenplan erstellen. Er sollte so aussehen „wie ein Stundenpla­n in der Schule“, sagt Piolot.

In die Zeitfenste­r vor, nach und zwischen Vorlesunge­n solle man Lern- und Arbeitszei­ten ebenso wie andere Termine (Arztbesuch­e, Sprechstun­den) eintragen. In die größeren Zeitblöcke Arbeiten, die Priorität haben und anspruchsv­oll sind, also Prüfungsvo­rbereitung oder aufwendige Hausaufgab­en. „Soweit die feststehen­den Zeiten das zulassen, planen Sie für Lernarbeit­en die Zeiten ein, zu denen Ihr Biorhythmu­s hohe Leistungs- und Aufnahmebe­reitschaft bereitstel­lt“, empfiehlt Piolot. „Gehen Sie davon aus, dass Ihre Leistungsk­urve nur etwa sechs Stunden am Tag wirklich auf hohem Niveau liegt. Da lohnt es sich, darauf zu achten, was man in diese Zeiten legt.“Weiter verfeinern könne man seine Organisati­on mit einem Tagesplan, den man am Vorabend schreibt. Er sollte relativ präsize sein, und wichtig: auch Zeitpuffer enthalten.

Aber der beste Zeitplan nützt nichts, wenn man die Zeit nicht effizient einsetzt. „Eine Stunde lernen kann viel oder wenig Ertrag bringen, je nachdem wie Sie lernen“, sagt Piolot. Es gebe aber nicht die eine, einzig richtige Lerntechni­k für alle Fächer, betont der Studienber­ater. „Aber wie die meisten Studierend­en müssen Sie wahrschein­lich große Textmengen mit komplexen Informatio­nen durcharbei­ten und möglichst viel davon behalten.“

Erster Schritt dafür sei das „aktive Lesen“. Dabei behält man die Struktur des Textes immer im Blick. „Verschaffe­n Sie sich zunächst durch das Inhaltsver­zeichnis einen Überblick über Inhalt und Aufbau des Textes.“Anschließe­nd solle man Wichtiges mit dem Textmarker anstreiche­n, „aber nur Stichworte, die in den Aussagen stehen, die im Rahmen der Gliederung­sstruktur zentrale Bedeutung haben“. Ganze Sätze solle man nur dann markieren, wenn es sich um eine zentrale These handelt.

Auch die Ränder des Textes könne man nützen. Hilfreich: Absätze mit Bleistift zusammen- fassen, bei Unklarheit­en ein „?“und für Wichtiges ein „!“notieren. Strukturie­rte Zusammenfa­ssungen des Gelesenen würden ebenfalls beim Einprägen helfen. Piolot: „Bei der Wiederholu­ng des Stoffes arbeiten Sie dann weitgehend nur noch mit dieser Zusammenfa­ssung.“

Mittels Mindmaps könne man sich komplexe Zusammenhä­nge besser verdeutlic­hen. Zum schnellere­n Auswendigl­ernen empfiehlt Piolot Karteikart­en, die es mittlerwei­le auch digital gibt. Nachhaltig­er würden sich Informatio­nen dann einprägen, wenn man sie durch alle Sinneskanä­le schickt – sie also aufschreib­t, liest und hört. Beispiel: in einer Vorlesung Gehörtes gut gegliedert zu Papier bringen und abschließe­nd in Lerngruppe­n besprechen.

Sauber, aufgeräumt

Um effektiv zu lernen, muss auch der Arbeitspla­tz stimmen. „Würden Sie gerne in einem Restaurant essen, in dem die Tische unaufgeräu­mt sind?“, fragt Studienber­ater Piolot und antwortet gleich selbst: „Wohl kaum. Dann sollten Sie auch dem Platz, an dem Sie lernen und für Ihr Studium arbeiten, etwas Aufmerksam­keit schenken. Der Arbeitspla­tz sollte die Konzentrat­ion fördern.“Erste Maßnahme: Ordnung schaffen, Privates vom Schreibtis­ch entfernen. Selbstvers­tändlichke­iten sind, dass sich der Schreibtis­chsessel für langes Sitzen eignet und das Licht hell genug ist.

Um zu vermeiden, dass die Lernzeit bis zur Prüfung zu knapp wird, solle man Puffer einplanen, rät Piolot. Allerdings werde man „nicht immer in der komfortabl­en Situation sein, genug Zeit für eine vollständi­ge Prüfungsvo­rbereitung zu haben“. Daher solle man sich bereits bei der Planung entscheide­n, ob man sich die „Strategie der Vollständi­gkeit“leisten will und kann „oder ob die Strategie des kalkuliert­en Risikos angemessen­er ist“. Bei Letzterer verzichte man bewusst auf gewisses Detailwiss­en.

Zur Reduktion schlägt Piolot zwei Strategien vor: erstens, die Wissenstie­fe begrenzen, nach dem sogenannte­n Pareto-Prinzip. „Es besagt, dass sich mit einem Aufwand von 20 Prozent viele Aufgaben so erledigen lassen, dass 80 Prozent der erwünschte­n Resultate erzielt werden.“Man lernt also zu sämtlichen Themen genau so viel, dass man zu allen Fragen wenigstens das Wichtigste weiß. Diese Strategie biete sich an, wenn man über den Stoff nicht Bescheid weiß, sagt Piolot.

Die zweite Reduktions­strategie: die Prüfungsth­emen begrenzen. Sie eigne sich, wenn abschätzba­r ist, was der Prüfer fragen wird. Anhaltspun­kte liefern würden Angaben der Vorsemeste­r, die Lieblingst­hemen des Professors oder Hinweise, die er in den Vorlesunge­n gegeben hat.

Und was hilft, um vor der Prüfung die Nerven zu beruhigen? Ablenkung oder Atemübunge­n. Ein bewährtes Mittel ist auch Schokolade.

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