Im Notfall hilft nur noch Schokolade
Wie lernt man schnell und effektiv für eine Prüfung? Ein gutes Zeitmanagement nützt – ebenso wie präzises Einteilen und Strukturieren. Wer wenig Zeit hat, kann gezielt auch nur einen Teil des Stoffes lernen. Wenn gar nichts mehr geht, hilft ein Stück Scho
Wien – Der Stoff ist umfangreich, die Zeit knapp. Da bedarf es einer guten Strategie. Aber wie lernt man effizient? Grundlegend, sagt Studienberater Peter Piolot, sei zunächst ein gutes Zeitmanagement. „Das bedeutet, Struktur in den Tagesablauf zu bringen.“Es gelte Prioritäten zu setzen und Wichtiges (für die Prüfung lernen) strikt von Unwichtigem (Alltagserledigungen, Ablenkungen) zu trennen. „Für Wichtiges muss man prominente Zeitfenster vorsehen, weniger Wichtiges dazwischenschieben und Zeitdiebe vermeiden“, sagt Piolot. Auch für Hobbys und Freunde solle man fixe Zeiten bestimmen – und diese auch einhalten.
Unerlässlich für ein gutes Zeitmanagement seien deshalb Pläne: Semester-, Wochen- und Tagespläne. In Semesterplänen könne man festlegen, welche Vorlesungen man dieses Semester absolvieren, welche Prüfungen man ablegen will. „Sie sollten sich weder über- noch unterfordern“, rät Piolot. „Der Semesterplan enthält Ihre Kalkulation dessen, was Sie bei realistischer Einschätzung bewältigen können.“
Der gute Rat: alles in Word- oder Exceltabelle einer ein- tragen. In jeder Zeile sollte eine Lehrveranstaltung Platz finden, in mehreren Spalten Details etwa zu Umfang, Aufwand und Abgabefristen. Den Ausdruck könne man schließlich an die Pinnwand über den Schreibtisch hängen. „Es verstärkt Ihr Durchhaltevermögen, die Semesterziele vor Augen zu haben und konkret zu wissen, worauf Sie hinarbeiten“, sagt Piolot.
Wie man das Lernen plant
Zusätzlich solle man sich jeden Sonntagabend oder Montagmorgen einen Wochenplan erstellen. Er sollte so aussehen „wie ein Stundenplan in der Schule“, sagt Piolot.
In die Zeitfenster vor, nach und zwischen Vorlesungen solle man Lern- und Arbeitszeiten ebenso wie andere Termine (Arztbesuche, Sprechstunden) eintragen. In die größeren Zeitblöcke Arbeiten, die Priorität haben und anspruchsvoll sind, also Prüfungsvorbereitung oder aufwendige Hausaufgaben. „Soweit die feststehenden Zeiten das zulassen, planen Sie für Lernarbeiten die Zeiten ein, zu denen Ihr Biorhythmus hohe Leistungs- und Aufnahmebereitschaft bereitstellt“, empfiehlt Piolot. „Gehen Sie davon aus, dass Ihre Leistungskurve nur etwa sechs Stunden am Tag wirklich auf hohem Niveau liegt. Da lohnt es sich, darauf zu achten, was man in diese Zeiten legt.“Weiter verfeinern könne man seine Organisation mit einem Tagesplan, den man am Vorabend schreibt. Er sollte relativ präsize sein, und wichtig: auch Zeitpuffer enthalten.
Aber der beste Zeitplan nützt nichts, wenn man die Zeit nicht effizient einsetzt. „Eine Stunde lernen kann viel oder wenig Ertrag bringen, je nachdem wie Sie lernen“, sagt Piolot. Es gebe aber nicht die eine, einzig richtige Lerntechnik für alle Fächer, betont der Studienberater. „Aber wie die meisten Studierenden müssen Sie wahrscheinlich große Textmengen mit komplexen Informationen durcharbeiten und möglichst viel davon behalten.“
Erster Schritt dafür sei das „aktive Lesen“. Dabei behält man die Struktur des Textes immer im Blick. „Verschaffen Sie sich zunächst durch das Inhaltsverzeichnis einen Überblick über Inhalt und Aufbau des Textes.“Anschließend solle man Wichtiges mit dem Textmarker anstreichen, „aber nur Stichworte, die in den Aussagen stehen, die im Rahmen der Gliederungsstruktur zentrale Bedeutung haben“. Ganze Sätze solle man nur dann markieren, wenn es sich um eine zentrale These handelt.
Auch die Ränder des Textes könne man nützen. Hilfreich: Absätze mit Bleistift zusammen- fassen, bei Unklarheiten ein „?“und für Wichtiges ein „!“notieren. Strukturierte Zusammenfassungen des Gelesenen würden ebenfalls beim Einprägen helfen. Piolot: „Bei der Wiederholung des Stoffes arbeiten Sie dann weitgehend nur noch mit dieser Zusammenfassung.“
Mittels Mindmaps könne man sich komplexe Zusammenhänge besser verdeutlichen. Zum schnelleren Auswendiglernen empfiehlt Piolot Karteikarten, die es mittlerweile auch digital gibt. Nachhaltiger würden sich Informationen dann einprägen, wenn man sie durch alle Sinneskanäle schickt – sie also aufschreibt, liest und hört. Beispiel: in einer Vorlesung Gehörtes gut gegliedert zu Papier bringen und abschließend in Lerngruppen besprechen.
Sauber, aufgeräumt
Um effektiv zu lernen, muss auch der Arbeitsplatz stimmen. „Würden Sie gerne in einem Restaurant essen, in dem die Tische unaufgeräumt sind?“, fragt Studienberater Piolot und antwortet gleich selbst: „Wohl kaum. Dann sollten Sie auch dem Platz, an dem Sie lernen und für Ihr Studium arbeiten, etwas Aufmerksamkeit schenken. Der Arbeitsplatz sollte die Konzentration fördern.“Erste Maßnahme: Ordnung schaffen, Privates vom Schreibtisch entfernen. Selbstverständlichkeiten sind, dass sich der Schreibtischsessel für langes Sitzen eignet und das Licht hell genug ist.
Um zu vermeiden, dass die Lernzeit bis zur Prüfung zu knapp wird, solle man Puffer einplanen, rät Piolot. Allerdings werde man „nicht immer in der komfortablen Situation sein, genug Zeit für eine vollständige Prüfungsvorbereitung zu haben“. Daher solle man sich bereits bei der Planung entscheiden, ob man sich die „Strategie der Vollständigkeit“leisten will und kann „oder ob die Strategie des kalkulierten Risikos angemessener ist“. Bei Letzterer verzichte man bewusst auf gewisses Detailwissen.
Zur Reduktion schlägt Piolot zwei Strategien vor: erstens, die Wissenstiefe begrenzen, nach dem sogenannten Pareto-Prinzip. „Es besagt, dass sich mit einem Aufwand von 20 Prozent viele Aufgaben so erledigen lassen, dass 80 Prozent der erwünschten Resultate erzielt werden.“Man lernt also zu sämtlichen Themen genau so viel, dass man zu allen Fragen wenigstens das Wichtigste weiß. Diese Strategie biete sich an, wenn man über den Stoff nicht Bescheid weiß, sagt Piolot.
Die zweite Reduktionsstrategie: die Prüfungsthemen begrenzen. Sie eigne sich, wenn abschätzbar ist, was der Prüfer fragen wird. Anhaltspunkte liefern würden Angaben der Vorsemester, die Lieblingsthemen des Professors oder Hinweise, die er in den Vorlesungen gegeben hat.
Und was hilft, um vor der Prüfung die Nerven zu beruhigen? Ablenkung oder Atemübungen. Ein bewährtes Mittel ist auch Schokolade.