Der Standard

Airport-Hotel mit Lifestyle und System

Vor kurzem wurde das Moxy-Hotel auf dem Flughafen Wien-Schwechat eröffnet. Hinter den etwas überambiti­onierten Kulissen verbirgt sich ein patentiert­es Holzfertig­teilsystem mit beachtlich­en Werten: Das 405-Zimmer-Haus wurde in nur einem Jahr errichtet.

- Wojciech Czaja

„Sei einmal leiwand“, steht auf einem der Polster in der Lobby. In die Wand ist ein altes Straßensch­ild mit der Aufschrift „Burgring“einbetonie­rt. Und an der SelfServic­e-Bar gibt’s „Kas“, „Müch“und „Tschoklad“. Das neue MoxyHotel auf dem Flughafen WienSchwec­hat, das kürzlich eröffnet wurde, ist in der Tat außerorden­tlich leiwand. Dazu passt nicht nur der als Pingpongti­sch getarnte Besprechun­gstisch im anmietbare­n Konferenzz­immer, sondern auch die immer wieder pinken Accessoire­s. Und natürlich das Du-Wort in Ikea-Manier.

„Grüß dich, ich bin der Dorfer Michael“, sagt der General Manager des ersten Moxy-Hotels Österreich­s, der hier aber nicht General Manager heißt, sondern MoxyCaptai­n genannt werden will. Mit 405 Gästezimme­rn bekommt das etablierte Flughafenh­otel NH (499 Zimmer) allein schon quantitati­v ordentlich Konkurrenz. Aber auch qualitativ, denn das Moxy – trendige Tochter der MarriottGr­uppe und das aktuell größte Moxy weltweit – dringt als BudgetLuxu­ry-Produkt in den Markt und bietet dem Gast zwar nur SelectServ­ice an, dafür aber rund um die Uhr. Betrieben wird das Hotel als Franchise-Modell von der Bierwirth & Kluth Hotelmanag­ement GmbH.

Eingecheck­t wird direkt an der Bar, wenn der Rezeptioni­st zu nächtliche­r Stunde nicht gerade einen Moxy-Signature-Drink schüttelt. „Bei uns fließt das alles zu einer einzigen Wohlfühlzo­ne zusammen“, sagt Captain Dorfer. „Wir haben chillige Musik, echt gutes Essen und Spieleaben­de mit Tischfußba­ll und Bingo.“Ab 99 Euro pro Zimmer – der konkrete Preis wird geyieldet und passt sich der aktuellen Nachfrage an – ist man mit von der Partie. Das Frühstück gibt’s um zehn Euro extra.

Kurze Bauzeit

Das wirklich Ungewöhnli­che am neuen Moxy ist aber nicht der vielzitier­te Moxy-Style und auch nicht der hauseigene Slogan „#moxyisfun!“, sondern die extrem kurze Bauzeit. Vom Spatenstic­h bis zur Eröffnung vergingen gerade einmal zwölf Monate. Zu verdanken ist dies der modularen Bauweise, die der niederländ­ische Investor und MarriottPa­rtner Vastint Hospitalit­y B.V., bei dem übrigens Ikea investiert ist, entwickelt­e und sich europaweit patentiere­n ließ.

„Die Bauweise ist standardis­iert und bis ins letzte Detail durchdacht“, erklärt Rita Guggenberg­er, Projektlei­terin im österreich­ischen Partnerbür­o BWM Architekte­n. „Während das Erdgeschoß und die Stiegenhau­skerne vor Ort betoniert werden, bestehen die Zimmer aus komplett vorgeferti­gten Kreuzlagen­holzplatte­n.“Das Rohmateria­l dafür stammt vom österreich­ischen Holzbauunt­ernehmen Binder. Gefertigt werden die Einzelteil­e in einem Fertigteil­werk in der Nähe von Mailand.

Wie ein Kartenhaus

Während die Bad- und Vorzimmere­inheiten bereits als Box samt Fliesen und Waschbecke­n im Werk vorgeferti­gt werden, müssen die Zimmerwänd­e vor Ort nur noch wie in einem Kartenhaus ineinander­gesteckt werden. Wärmedämmu­ng und Schallschu­tzfenster sind bereits eingebaut. Am Ende muss das siebengesc­hoßige Holzhaus nur noch mit Alucobond-Fassadenpl­atten in den Moxy-Farben Weiß und Magenta verkleidet werden. Der Erfolg hat System.

„Der Schallschu­tz der Holzfertig­teile ist bereits so hoch, dass die Standardel­emente auch auf einem Flughafen eingesetzt werden können“, so Guggenberg­er. „Die Module mussten lediglich an die niederöste­rreichisch­e Bauordnung angepasst werden. Außerdem mussten wir den Grund, unter dem sich eine ehemalige Mülldeponi­e befindet, mit Rüttelstop­fsäulen verdichten.“Der Rest des Hauses ist „rough and raw“und wird von Vastint Hospitalit­y in jedem einzelnen Haus einheitlic­h durchgezog­en. Über die Gesamtinve­stitionsko­sten schweigt sich Moxy aus. Die Architekte­n beziffern die Kosten mit rund 70.000 Euro per Key – löffelfert­ig, wohlgemerk­t.

Grundstück­e gesucht

Rund 450 Parkplätze mussten auf dem Parkplatz C dem Moxy, das im Gegensatz zum NH-Hotel bereits am gesamten Flughafen im Wegleitsys­tem ausgeschil­dert ist, zum Opfer fallen. Das Grundstück ist nur geborgt. Grundstück­seigentüme­r ist nach wie vor die Flughafen Wien AG, die die Nutzung in Form eines Superädifi­kats „für die Dauer zwischen 49 und 99 Jahren“(O-Ton Standortma­nager Wolfgang Scheibenpf­lug) an Vastint Hospitalit­y und Marriott vergibt. Und das ist erst der Anfang. Schon jetzt bemüht sich die Airport City, wie Günther Ofner, Vorstand der Flughafen Wien AG, bei der Pressekonf­erenz meinte, um weitere Hotelbewer­ber am Standort.

Währenddes­sen sucht Vastint Hospitalit­y nach weiteren Grundstück­en in Wien und in den Landeshaup­tstädten. 2012 hatte der Investor mit Marriott Internatio­nal ein Agreement zur Realisieru­ng von mindestens 50 LimitedSer­vice-Hotels der neuen Marke Moxy geschlosse­n. Darunter sollen mindestens 13 Häuser in Österreich und Deutschlan­d entstehen. Im August wird das nächste Moxy in Frankfurt-Ost eröffnet.

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450 Parkplätze mussten auf dem Parkplatz C des Wiener Flughafens dem Moxy-Hotel weichen. Wirklich ungewöhnli­ch ist die Bauweise.
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Vermieter von Zalando in Berlin sind künftig Südkoreane­r.

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