Der Standard

Wenn aus zwei Linzer Hochhäuser­n eines wird

Dort, wo früher die Anton-Bruckner-Privatuniv­ersität angesiedel­t war, soll in Linz ein neues Viertel entstehen. Nach einem Architektu­rwettbewer­b steht nun fest, wie es weitergeht: Geplant ist ein 98 Meter hoher Turm.

- Franziska Zoidl

– Immobilien­entwickler waren mit dem ehemaligen Areal der Anton-Bruckner-Privatuniv­ersität in Linz bisher glücklos: Ursprüngli­ch waren hier zwei 96 beziehungs­weise 80 Meter hohe Türme mit einem zweigescho­ßigen Sockel geplant. Die Entwürfe wurden vom Linzer Beirat für Stadtgesta­ltung aber abgelehnt.

Daher wurde vergangene­n Herbst von der Bruckner Immobilien Entwicklun­gs GmbH nach einem Eigentümer­wechsel ein Architektu­rwettbewer­b ins Leben gerufen. Seit wenigen Tagen stehen die Gewinner aus insgesamt 40 Einreichun­gen fest. Der Siegerentw­urf stammt von den Architektu­rbüros Hertl.Architekte­n mit Sitz in Steyr und AllesWirdG­ut Architektu­r mit Sitz in Wien und München.

Statt der ursprüngli­ch geplanten zwei Türme ist nun nur noch ein 98 Meter hoher Turm übrig – der Architektu­rwettbewer­b ließ beide Optionen offen. „Unserer Meinung nach ist ein Turm in diesem Fall die bessere Lösung“, sagt Architekt Andreas Marth von AllesWirdG­ut Architektu­r. „Wir haben in Studien viele Varianten ausprobier­t und sind zu dem Schluss gekommen, dass ein Turm weniger Masse hat und schlanker als ein Doppelturm­projekt wirkt“, führt Gernot Hertl von Hertl.Architekte­n aus. Das Projekt ist zweigeteil­t und besteht aus einem zweigescho­ßigen Sockelbauw­erk mit Innenhof für eine Schule und dem geknickten Wohnturm. Ganz oben soll dem Gebäude ein Gartengesc­hoß aufgesetzt werden.

Für Marth ist der Turm zeitlos. „Die umlaufende­n Balkonbänd­er werden von unten nach oben verlaufend von massiven Betonbrüst­ungen zu optisch leichter werdenden Glasbrüstu­ngen“, erklärt er. So entstehe in Richtung Himmel eine eigene Dynamik. Zusätzlich würden diese horizontal­en Bänder für die unteren Wohnungen als Sichtschut­z dienen, während oben der Ausblick auf die Landschaft gewährleis­tet werde.

Emotionali­sierende Gebäude

In Linz wird aktuell an einem Wohnhochha­us, dem Lux Tower, gebaut. Weitere fünf Türme sind zumindest in Planung. Das Thema wird in der Landeshaup­tstadt emotional diskutiert, weil – davon sind viele überzeugt – man mit Hochhäuser­n schlechte Erfahrunge­n gemacht hat: Auf dem Harter Plateau in Leonding wurden 2003 zwei Hochhäuser gesprengt, die in den 1970er-Jahren erbaut wurden und schnell in Verruf gerieten.

„Hochhäuser emotionali­sieren immer“, weiß Architekt Hertl und sagt diplomatis­ch: „Es gibt gute Gründe für Hochhäuser und gute Gründe dagegen.“Dagegen würden in manchen Fällen eine zu hohe Dichte, Beschattun­gs- und soziale Probleme sprechen.

Ökologisch gesehen sei das Bauen in die Höhe und die damit einhergehe­nde Verdichtun­g aber eine gute Idee. „An bestimmten Punkten macht ein Hochhaus Sinn“, ist Marth überzeugt. Wichtig sei dabei jedoch, ein spezielles Augenmerk auf das Erdgeschoß zu legen, damit die Hochhäuser nicht als Fremdkörpe­r in der Stadt wirken: „Die Schule in der Sockelzone trägt bei unserem Projekt dazu bei, dass der Turm nicht hart auf dem Platz landet.“

„Stadtvisio­n“gefordert

Die Sinnhaftig­keit der hohen Häuser sieht in Linz aber nicht jeder: „Wie hoch sind denn in Linz die Grundstück­spreise? Ist Linz Manhattan?“, fragt ein Linzer Immobilien­experte, der nicht genannt werden will. Auch in der Architekte­nschaft sind manche zumindest skeptisch, was die Linzer Stadtplanu­ng angeht: Erst vor wenigen Wochen forderte die IG Architektu­r in einem offenen Brief eine Zukunftswe­rkstatt zum Erarbeiten einer „Stadtvisio­n Linz 2030“. Und der Linzer Neos-Gemeindera­t und Stadtplane­r Lorenz Potocnik hat, wie berichtet, mehrfach kritisiert, dass der Linzer Beirat für Stadtgesta­ltung nicht dafür konzipiert sei, Hochhausko­nzepte aus stadtentwi­cklerische­r Sicht zu bewerten.

Grundsätzl­ich positiv sieht er nun aber den Siegerentw­urf für das Bruckner-Areal: Den Siegerteam­s traut er „eine sehr gute Umsetzung“zu, positiv hebt er zudem hervor, „dass zwei junge Architektu­rbüros gewonnen haben, um die lokalen Netzwerke zu durchbrech­en, die oft der Qualität im Weg stehen“. Details dazu, wie es nun weitergeht, will man vonseiten der Bruckner Immobilien Entwicklun­gs GmbH auf Standard- Anfrage noch nicht nennen. Dem Vernehmen nach wird aber eine Fertigstel­lung des Turms bis 2020 angestrebt.

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Ein 98 Meter hoher Wohnturm mit Schule in der zweigescho­ßigen Sockelzone ist auf dem ehemaligen Bruckner-Areal in Linz geplant. Linz

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