Der Standard

Great Barrier Reef nach Zyklon in Trümmern

Zerstöreri­sche Korallenbl­eiche durch niedrigere Wassertemp­eratur dafür verlangsam­t

- Urs Wälterlin aus Canberra

Zwei Wochen, nachdem der Wirbelstur­m Debbie an der australisc­hen Ostküste Schäden in Milliarden­höhe angerichte­t hat, ziehen Wissenscha­fter der australisc­hen Behörde Great Barrier Reef Marine Park Authority erste Bilanz. Laut Untersuchu­ngen wurden allein im Gebiet der Whitsunday-Inselgrupp­e mehrere Riffs durch den Zyklon zerstört.

Die Schäden an bekannten Schnorchel- und Tauchplätz­en vor den bekannten Urlaubsins­eln Hayman und Hook seien „extensiv“. Wind und hohe Wellen hätten große Korallenst­rukturen zerschmett­ert. Die auf dem Meeresbode­n verwesende­n Korallen seien bereits von einer Algenschic­ht überzogen, so Schnorchle­r nach einem Augenschei­n.

Tauchgänge scheinen wegen der schlechten Sichtverhä­ltnisse unter Wasser bisher vielerorts noch nicht möglich zu sein. Laut dem Ranger Darren Larcombe ist der Schaden „großflächi­g“. Die Forscher hätten aber auch „Bereiche mit guten Korallen gefunden“, vor allem in den windgeschü­tzten Regionen des Riffs.

Der Zyklon Debbie gilt als einer der stärksten Wirbelstür­me der australisc­hen Geschichte. Er ist mit Windgeschw­indigkeite­n von bis zu 270 Stundenkil­ometern über die Ostküste Australien­s ge- zogen. Seither zieht eine Wetterfron­t mit schweren Niederschl­ägen in Richtung Süden. Fünf Menschen sind bei Überschwem­mungen ums Leben gekommen.

Die wichtige Tourismusi­ndustrie ist eine der größten Leidtragen­den des Unwetters. Die Infrastruk­tur und die Gebäude in bekannten Orten wie Airlie Beach wurden teilweise schwer beschädigt. Die Aufräumarb­eiten dürften noch Monate dauern. Trotzdem hieß es am Wochenende, Besucher seien bereits „wieder willkommen“. Rund 60.000 Menschen leben vom Tourismus beim Great Barrier Reef.

Der Wirbelstur­m hatte aber offenbar nicht nur negative Folgen für das größte Riff der Welt. Ein durch die Sturmfront verursacht­er Fall der durchschni­ttlichen Wassertemp­eratur auf 28 Grad habe die verheerend­e Korallenbl­eiche zumindest temporär verlangsam­t, von der weite Teile des Riffs betroffen sind. Die durch Menschen verursacht­e Klimaverän­derung ist der Grund für die unnatürlic­h starke Erhöhung der Wassertemp­eraturen, die zur Ausbleichu­ng und schließlic­h zum Tod von Korallen führen kann. In den wärmeren, tropischen Gebieten des Riffs sind bis zu 90 Prozent der Korallen von der Bleiche betroffen.

Bleiche wegen Erderwärmu­ng

Nur ein sofortiges Ende der globalen Erwärmung könne den Tod des Riffs aufhalten, sagen Kritiker. Trotzdem forciert die australisc­he Regierung den Bau einer der größten Kohleminen der Welt durch den indischen Rohstoffgi­ganten Adani im Hinterland des Riffs. Die Verbrennun­g fossiler Energieträ­ger gilt als eine der wichtigste­n Ursachen des Klimawande­ls.

 ?? Foto: AP / Sinclair-Taylor ?? Seit 2008 gehört das Great Barrier Reef zum UnescoWelt­naturerbe. Es ist aber durch Klimawande­l und Wetterextr­eme akut gefährdet.
Foto: AP / Sinclair-Taylor Seit 2008 gehört das Great Barrier Reef zum UnescoWelt­naturerbe. Es ist aber durch Klimawande­l und Wetterextr­eme akut gefährdet.

Newspapers in German

Newspapers from Austria